Denkfabrik Warum sich ein Hochschulstudium fast immer lohnt

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Die Mischung ist entscheidend

Diese Erkenntnisse widerlegen die landläufige Meinung, dass hoch Qualifizierte oft so speziell ausgebildet werden, dass sie unvermeidlich arbeitslos werden. Es mag sein, dass sich nicht alle der am Bildungsmarkt angebotenen Bachelorstudiengänge auf dem Arbeitsmarkt als Karrieretreiber erweisen. Aber das spricht nicht grundsätzlich gegen die Bologna-Reform, die einen europäischen Hochschulraum schaffen und die Durchlässigkeit der Studiengänge in Europa sichern soll.

Und was ist grundsätzlich gegen den von Hilmar Schneider aufgeführten „exotischen“ Bachelorstudiengang Angewandte Kindheitswissenschaften einzuwenden? Die Erzieherausbildung in Deutschland erfolgt nach wie vor auf einer Fachschule und damit nicht (wie in fast allen OECD-Ländern) auf Hochschulniveau. Deutschland und Österreich sind die einzigen Länder Westeuropas, in denen keine nennenswerte Präsenz von Beschäftigten in der Kindertagesbetreuung mit einer grundlegenden Hochschulausbildung zu verzeichnen ist.

Diese Ausbildungen versprechen das höchste Gehalt
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Mehr noch: Mit dem irreführenden Begriff „Akademisierungswahn“ werden womöglich junge Menschen vom Studium abgehalten – gerade wenn sie aus bildungsfernen Familien stammen, deren Eltern nicht studiert haben. Die soziale Selektivität beim Zugang zum deutschen Hochschulsystem ist weiterhin stabil. Von 100 Akademikerkindern studieren 77; von 100 Kindern aus Familien ohne akademischen Hintergrund schaffen nur 23 den Sprung an eine Hochschule. Wir können uns in einer Wissensgesellschaft den Verzicht auf diese Ressourcen schlicht nicht leisten.

Bachelor-Abschluss: Diese Baustellen sollen behoben werden

Die sehr gute duale berufliche Ausbildung in Deutschland sollte nicht gegen das akademische Studium ausgespielt werden. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile, und wie so oft ist die Mischung entscheidend. Angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels brauchen wir künftig beidess.

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