„Deutschland-Kurier“ Eine Mischung aus Breitbart und Bild

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Woher das Geld kommt

Woher kommt das Geld für das Blatt?

Es ist wenig realistisch, dass sich der „Deutschland-Kurier“ allein durch die niedrigen Verkaufspreise finanzieren kann. Die Bild-Zeitung kostet im Einzelverkauf 90 Cent, andere Tageszeitungen zwei bis drei Euro. Auch Werbeanzeigen gibt es in der Zeitung bislang nicht. Im Gespräch mit der WirtschaftsWoche verweist Chefredakteur David Bendels auf den Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten, dem er selbst vorsitzt. Der finanziere die Zeitung.

Der Verein finanziert sich nach Bendels‘ Angaben aus den Spenden von über 14.000 Unterstützern. Darunter seien sehr viele kleinere Spender aber auch einige größere. Namen will Bendels nicht verraten.

Nach eigenen Angaben ist Bendels Verein „parteipolitisch ungebunden“. Dass er der AfD nahe steht, ist zu vermuten. Vor den vergangenen Landtagswahlen mietete er Plakatflächen an, auf denen später AfD-Wahlempfehlungen klebten. Außerdem finanzierte er die Flugschrift „Extrablatt“, in der ebenfalls zur Wahl der AfD aufgerufen wurde. Kritiker werfen dem Verein vor, Spenden an die AfD zu verschleiern. Im Gegensatz zu Parteien müssen Vereine große Spenden nicht offenlegen.

Der Verein selbst bestreitet die Vorwürfe. Sowohl er als auch die AfD weisen jegliche Verbindung zueinander von sich. Auf der Vereinshomepage heißt es lapidar, der Verein erlaube es sich, bei Wahlen Empfehlungen abzugeben.

Wer steckt wirklich hinter der Zeitung?

Der Name Alexander Segert taucht in der Zeitung selbst nicht auf. Dass der Werbefachmann eine wichtige Rolle im Hintergrund spielt, bestätigt Bendels aber: „Die Schweizer Goal AG von Alexander Segert ist für das Layout, den Vertrieb und die Organisation des Deutschland-Kuriers verantwortlich“, sagt Bendels. Inhaltlich sei Segert aber nicht involviert. Seit Jahren arbeitet der Deutsche in der Schweiz für die Schweizer Volkspartei. Er provozierte mit Plakaten, auf denen schwarze Schafe, bedrohliche Minarette und roten Ratten abgebildet waren. In Deutschland hat seine Werbeagentur Goal AG den Webauftritt von Bendels Verein betreut, die AfD-Wahlempfehlungsplakate gestaltet und das Extrablatt produziert.

Wie Bendels bestreitet Segert jeden direkten Kontakt zur AfD. Nach Recherchen von „Frontal 21“ hat seine Goal AG im baden-württembergischen Landtagswahlkampf 2016 aber die Website von Spitzenkandidat Jörg Meuthen betreut. Ein Freundschaftsdienst, behauptet Segert. Der Spiegel wies der Goal AG eine direkte Zahlung an Marcus Pretzell für eine Veranstaltung im Düsseldorfer Kongresszentrum nach. Segerts Rechtfertigung: Es habe sich um eine Veranstaltung der EU-Parlamentsfraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) gehandelt – und nicht um eine der AfD. Das stimmt nur halb.

Zwar hatte Pretzell die Veranstaltung im Namen der EKR-Fraktion organisiert, sie fand aber aus verschiedenen Gründen nicht mehr mit deren Unterstützung statt – sondern unter den Bannern von AfD und FPÖ.

Trotz all dieser Querverbindungen will „Deutschland-Kurier“-Chefredakteur Bendels nichts von einem Kontakt seines Vereins und seiner neuen Zeitung zur AfD wissen. „Mit der AfD haben wir noch nicht einmal indirekt etwas zu tun“, sagt er. Auf eine Sache will er aber mit seinem „Deutschland-Kurier“ nicht verzichten: „Wir werden uns das Recht herausnehmen, eine Wahlempfehlung auszusprechen.“

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