Die Meinung der Leser „Guttenberg entwickelt sich zum Pendant von Heidi Klum“

Karl-Theodor zu Guttenberg polarisiert wie nie zuvor: Die Politik ist fertig mit ihm, aber Prominente wie Lothar Matthäus und Rainer Calmund fordern ein Comeback. Die Mehrheit der Handelsblatt-Leser ist anderer Meinung.

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Ähnlichkeiten? Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus findet, dass Guttenberg ähnlich gut aussieht wie er. Quelle: dpa

Düsseldorf Deutschland streitet über Karl-Theodor zu Guttenberg, und es ist ein bisschen, als wäre er nie weg gewesen. Noch immer polarisiert der frühere Verteidigungsminister wie kaum ein Zweiter. Seine Anhänger fordern Guttenbergs Rückkehr in die Politik, je schneller, desto besser. Seinen Gegnern ist der bloße Gedanke daran ein Graus – für sie ist Guttenberg nach der Affäre um seinen erschummelten Doktortitel nichts weiter als ein Scharlatan.

Die Politik hat ihr Urteil längst gefällt. Vertreter aller Parteien halten ein schnelles Comeback des einstigen Hoffnungsträgers für nicht wünschenswert. Sowohl Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) als auch SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier zeigten sich in einer Umfrage der Illustrierten „Bunte“ überzeugt, dass Guttenberg sich mit seiner Interview-Offensive keinen Gefallen getan habe. Auch für Hessens Ministerpräsidente Volker Bouffier (CDU) stellt sich die Frage nach einer Rückkehr Guttenbergs nicht. „Ich habe gehört, dass er sich in den USA sehr wohl fühlt“, sagte er.

Bei Deutschlands Prominenten ist das Meinungsbild anders – vor allem bei denen, die ähnlich wie Guttenberg häufig Gegenstand der Boulevard-Berichterstattung sind. Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus, der nach Meinung vieler Beobachter gewisse äußerliche Ähnlichkeiten zu Guttenberg aufweist, befürwortet eine schnelle Rückkehr des Freiherrn in die Politik. „Nicht nur weil er so gut aussieht wie ich, sondern weil ich glaube, dass er in der Politik sehr viel bewegt hat in den letzten Jahren“, sagte der 50-Jährige. Die Plagiatsaffäre hat Matthäus dem CSU-Politiker längst verziehen. „Und wenn einem Guten gewisse Fehlerchen passiert sind, sollte man das nicht so hochkochen“, sagte der Ex-Fußballer. Auch Fußballfunktionär Rainer Calmund drückt dem Mann aus Bayern die Daumen: „Guttenberg ist jung, hat seine Dummheit hinter sich und daraus gelernt. Jeder hat eine zweite Chance verdient“, ist Calmund überzeugt.


„Er ist der geborene Blender“

Handelsblatt-Online-Chefredakteur Oliver Stock hat ebenfalls klar Position bezogen – gegen ein Guttenberg-Comeback. „Bleib wo der Pfeffer wächst“, forderte er den einstigen Hoffnungsträger der CSU heute in einem Kommentar auf.

Die meisten der Leser von Handelsblatt Online hat Stock mit dieser Meinung auf seiner Seite: „Hoffentlich hört zu Guttenberg auf Sie, Herr Stock“, schreibt der Nutzer „Moika“ im Handelsblatt-Forum. „Er ist der geborene Blender und wird es immer bleiben. Hätte er nicht dieses Vermögen von Hause aus, bliebe von ihm nichts als ein gewöhnlicher Hochstapler übrig“, fügt „Moika“ hinzu.

Auch in einer Leser-Umfrage von Handelsblatt Online votierten mehr als 80 Prozent gegen eine Rückkehr Guttenbergs in die deutsche Politik.

Der Benutzer „Profit“ nennt Guttenberg im Handelsblatt-Forum einen „intellektuellen Tiefflieger“ ohne Führungsqualitäten. „Er ist ein Mann bestenfalls für den Boulevard“, so das Fazit. Der Benutzer No.7 rät Guttenberg, in den USA zu bleiben. „Gutti kann seine Aufführungen dort machen oder er kann sich von Arnie Schwarzenegger das Filmbusiness erklären lassen“, schreibt der Kommentator. „Wenn wir ihn nur loswerden, das wäre ganz prima.“

Der Benutzer „sterbende_demokratie“ hebt auf Guttenbergs Herkunft ab: „Ein Normalsterblicher wäre bei einem nachgewiesenen Betrug nicht mit einer Geldstrafe im Promillebereich des eigenen Vermögens davongekommen“, ärgert sich der Handelsblatt-Leser.

Der Benutzer „Plaggenberg“ ist von der guttenbergschen Medienoffensive einfach nur noch genervt. „Guttenberg entwickelt sich ja zum omnipräsenten Pendant von Heidi Klum“, schreibt er. „Die kann man auch nur schwer ertragen und auch sie beehrt uns von den USA aus mit Weisheiten.“


„Unterschätzt ihn nicht“

Die Verteidiger Guttenbergs wittern dagegen eine Medienkampagne und Schlammschlacht gegen ihr  Idol. „Es ist für mich eigenartig, dass auf zu Guttenberg eine wahre Hetzjagd veranstaltet wurde, aber die restlichen Plagiateure alle noch im Amt sind“, schreibt  die Leserin „margrit117888“. Der Benutzer „Bietchekoopen“ nimmt Guttenberg ebenfalls in Schutz: „Er ist ein herausragender Politiker mit außerordentlichen Sympathiewerten in der Bevölkerung. Klar dass die roten Socken ihn zur Zielscheibe auserkoren haben.“

Auch über die politische Zukunft Guttenbergs diskutieren die Leser eifrig. Auch wenn die meisten ein Comeback nicht befürworten, so halten es doch viele für möglich.

„Ich kann mir vorstellen, dass in Berlin die Alarmglocken sehr laut läuten“, schreibt „Mazi“. Guttenberg habe gewiss Fehler gemacht, die er auch nicht bestreite. „Aber er versteht es, sich und die Worte ins rechte Licht zu setzen.“ Ähnlich sieht das der Nutzer „Fortuna“: „Unterschätzt ihn nicht, oder besser die Kreise, in denen sich Guttenberg jetzt aufhält“, schreibt er. „Sie bauen ihn auf zu einer neuen Lichtgestalt, um hier Einfluss zu nehmen - ich kann nur hoffen, dass wir kritisch bleiben“, endet der Kommentar.

Der Benutzer „Pooliter“ nimmt Bezug auf den Titel des Guttenberg-Buchs „Vorerst gescheitert“, das am Dienstag in den Handel gekommen ist. „In der Politik wohl nicht nur vorerst!“, schreibt der Leser und empfiehlt Guttenberg, die Branche zu wechseln. „In einem Job in dem Redlichkeit nicht erwünscht ist und stattdessen gute Selbstvermarktung und Eitelkeit nützlich sind, kann er bestimmt Fuß fassen.“

Mit Material von dapd

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