Von dem neuen Lehrbuch, das Carlin und Bowles in Augsburg vorstellten, sind die Kritiker des Mainstream weniger begeistert als die Vertreter des Mainstreams. Jamie Morgan von der Association of Heterodox Economists sagt: „Von innerhalb des Mainstream betrachtet wirken selbst kleine Veränderungen manchmal wie eine Revolution.“
Auch der renommierte Keynes-Biograph Robert Skidelsky äußerte sich kritisch: „Das Hauptproblem liegt darin, dass Core in der Tradition derer arbeitet, die glauben, dass es in der Ökonomik nur eine valide Sichtweise gibt.“ Er hatte von INET ursprünglich den Auftrag, ein Konzept für eine reformierte Grundausbildung von Ökonomen zu entwickeln. Dieses fand beim INET-Vorstand jedoch keinen Gefallen und sie gaben den Folgeauftrag an Wendy Carlin, mit ihrem moderateren Reformkonzept.
Die französische Bewegung „etudiants pour la réforme de l’reinseignment en économie“ (MEPREE) kritisiert, bei allen unzweifelhaften Verbesserungen sei auch das Core-Werk noch voll von „Lehrbuch-Absurditäten“ in Form völlig unrealistischer Annahmen. Von der Post-Crash Economics Society an der Universität Manchester hieß es auf Anfrage: „Core sieht für uns aus wie diese Art Reformen, die letztlich viel vom Status Quo bewahren und den Ruf nach fundamentalen Reformen unterminieren.“
Was die kritischen Gruppen bemängeln, brachte Core bei der Vorstellung in Augsburg viel Applaus ein. Die Macher gaben an, mit ihrem moderaten Konzept „nicht das Kind mit dem Bade ausschütten“, sondern, wie Bowles dazu ergänzte, „das Kind vor dem Badewasser zu schützen.“ So sehen das auch die bekannten britischen Ökonomen Simon Wren-Levis und Diane Coyle. „Wir brauchen Reform in der Art wie Ökonomie gelehrt wird, aber keine Revolution“, verteidigten sie jüngst den Core-Ansatz gegen Kritiker.
Darin, dass das neue Lehrbuch, das Core entwickelt hat, in Sachen Didaktik und Breite des dargebotenen Materials erheblich besser ist als die meisten etablierten Lehrbücher, sind sich Mainstream-Kritiker und Mainstream-Ökonomen immerhin einig.