Ditib „Big Brother Award“ geht an Islam-Dachverband

Der Islam-Dachverband Ditib hat den ungeliebten „Big Brother Award“ gewonnen. Ditib habe Mitglieder und Besucher politisch ausspioniert und denunziert, heißt es. Der Verband droht mit rechtlichen Schritten.

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Unter anderem sollen mehrere Ditib-Imame angebliche Gegner des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan bespitzelt und Informationen an türkische Generalkonsulate geliefert haben. Quelle: dpa

Bielefeld Der Islam-Dachverband Ditib (Türkisch-Islamische Union) ist mit einem Negativpreis für Datenkraken und Privatsphäre-Verletzungen ausgezeichnet worden. Der Datenschutzverein Digitalcourage wollte den ungeliebten „Big Brother Award“ in der Kategorie Politik am Freitagabend in Bielefeld an den Islam-Verband vergeben. Ditib habe Mitglieder und Besucher politisch ausspioniert, denunziert und so der Verfolgung durch staatliche Stellen in der Türkei ausgeliefert, hieß es dazu. Die Ditib wies die Kritik entschieden zurück und forderte den Verein auf, sein Urteil zu revidieren.

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) ist der größte deutsche Islamverband, sie ist wegen ihrer Nähe zur türkischen Führung aber politisch umstritten. Unter anderem sollen mehrere Ditib-Imame angebliche Gegner des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan bespitzelt und Informationen an türkische Generalkonsulate geliefert haben.

In einem an den Datenschutzverein adressierten Schreiben kritisierte der Islam-Dachverband, die Vorwürfe fußten auf „Tatsachenverdrehung, Falschbehauptung und unzulässigen Verallgemeinerungen“. Die Bundesanwaltschaft ermittle nicht gegen die Ditib oder den Ditib-Verband, sondern gegen einige wenige Personen: „Weder der Ditib-Bundesverband, noch die Ditib-Mitarbeiter, Ditib-Landesverbände oder Ditib-Moscheegemeinden haben irgendwelche geheimen und persönlichen Informationen eingefordert, gesammelt oder weitergeleitet.“ Daher lehne man die Nominierung ab.

Weitere Preise erhielten der IT-Branchenverband Bitkom (Kategorie Wirtschaft), die Bundeswehr und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (Behörden) sowie die Technische Universität München (TUM) und die Ludwig Maximilians Universität München (LTU) für den Bereich Bildung, die Firmen PLT - Planung für Logistik & Transport (Arbeitswelt) und die Prudsys AG (Verbraucherschutz).

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