Dreikönigstreffen der FDP "Die Regierung wird zum Sicherheitsrisiko"

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"Fortschrittsbeschleuniger"

Und die Vorschläge von Innenminister Thomas de Maizière, den Sicherheitsorganen des Bundes mehr Kompetenzen zu geben? Die lehnt er nicht grundsätzlich ab, mehr Videoüberwachung könnte hier und da schon sinnvoll sein. Lindner fokussiert seine Kritik eher auf die Art, wie die Bundesregierung agiert.

Ergebnisse der FDP bei Bundestagswahlen

Union und SPD hatten unabhängig voneinander Vorschläge gemacht, wie die innere Sicherheit verbessert werden soll. Der Wahlkampf ist eben längst im Gang. „Eine Regierung, die in einer solchen Phase nicht geschlossen agiert, schafft kein Vertrauen, sondern wird selbst zu einem Sicherheitsrisiko“, meint Lindner. Er weiß, dass ein Großteil der Bevölkerung wohl höhere Sicherheitsmaßnahmen mittragen würde.

Würde sich die FDP diesen verweigern, könnten sie viele als weltfremd wahrnehmen, ist vermutlich Lindners Überlegung. Vor allem der sozialliberale Flügel, der im Zweifel eher pro Bürgerrechte und weniger pro Sicherheit argumentiert, dürfte das kaum gefallen. Der frühere FDP-Bundesinnenminister Gerhart Baum beispielsweise, einer der prominentesten Vertreter des sozialliberalen Flügels, warnt in der WirtschaftsWoche vor Verschärfung von Sicherheitsgesetzen. Die Vorschläge von de Maizière seien „Volksverdummung“.

Wirtschaftspolitisch will Lindner seine Partei im Wahljahr als „Fortschrittsbeschleuniger“ positionieren. Die deutsche Wirtschaft müsse dringend neue Geschäftsmodelle entwickeln, für die die Politik die Rahmenbedingungen schaffen solle. „In 20 Jahren sollten 20 Prozent der Unternehmen im Dax jünger als 20 Jahre alt sein.“ Der derzeitige Wohlstand dürfe nicht für zu viel Zufriedenheit sorgen. „Wer das macht, versündigt sich an den Interessen der jüngeren Generation“, ist Lindner überzeugt.

Lindner schwört FDP auf Bundestagswahl ein

Die FDP will zudem die Infrastruktur im Land verbessern und fordert unter anderem, ein modernes Glasfaserkabelnetz zu bauen. Die Digitalisierung sei vor allem eine Chance. Mögliche Sorgen in der Bevölkerung, dass die digitale Revolution Jobs kosten könnte, seien zwar nachvollziehbar, dürften aber nicht dafür sorgen, dass Deutschland international den Anschluss verpasst.

„Die größte Provokation ist unser Optimismus“, sagt Lindner dann noch. Genau mit dieser Haltung geht er die wirtschaftspolitischen Themen an. Bei der Einwanderungsfrage setzt er aber vor allem auf Konfrontation zur Politik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). „Es war falsch von der Bundesregierung die Grenzen zu öffnen“, stellt er zum Schluss seiner Rede lapidar fest. Bei der Bundestagswahl im Herbst entscheiden die Wähler, ob die FDP diesen Politikansatz im nächsten Deutschen Bundestag vertreten soll. Und ganz nebenbei entscheiden sie über die politische Zukunft von Christian Lindner.

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