Trotz Krisenstimmung: Beim WEF ist wieder reichlich Champagner geflossen. Zum Glück mussten die Veranstalter den nicht in Öl bezahlen, denn dann wäre er vergleichsweise teuer geworden. Vor 18 Monaten gab es für ein Barrel Erdöl eine Flasche Jahrgangschampagner zum Preis von rund 100 Euro. Heute bekommt man dafür noch ein prickelndes Fläschchen bei Aldi. Der Stimmung in Davos wäre das vermutlich nicht zuträglich gewesen. Sie war allemal angeschlagen.
Als unsicher und verletzlich lässt sich die Gefühlslage vieler Managerinnen und Manager beim Weltwirtschaftsforum beschreiben. Das Jahr hat bescheiden begonnen. Zwar hat der Internationale Währungsfonds am Dienstag für 2016 einen leichten Aufschwung beim globalen Wachstum vorhergesagt. Geholfen hat das aber nicht. Nur noch 27 Prozent der Topmanager weltweit sind der Meinung, dass es mit der Weltwirtschaft 2016 bergauf gehen wird – zehn Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
Ist das die neue Verzagtheit der globalen Wirtschaftselite? Das wäre zu einfach. Es ist die neue Unübersichtlichkeit, wie sie der Philosoph Jürgen Habermas schon Mitte der Achtzigerjahre für die politische Welt beschrieben hat, die nun auch die globale Wirtschaft und ihre Führungsetage erfasst hat. Seit Jahresbeginn sind fast sieben Billionen Dollar Aktienkapital vernichtet worden.
Das sind die wettbewerbsfähigsten Länder der Welt
Während Deutschland im Vorjahr noch auf Rang sechs lag, schafft es die Bundesrepublik in diesem Jahr nur noch auf den zehnten Platz. Der mitteleuropäische Staat steht 2015 vor vielen Herausforderungen. Dazu gehört der Druck, die Energiewende zu meistern, die digitale Transformation der Industrie voranzutreiben und private und öffentliche Investitionen zu fördern.
Bauen kann Deutschland auf seine hoch qualifizierten Arbeitskräfte und eine Politik der Stabilität und Vorhersehbarkeit.
Schweden fällt im Vergleich zu 2014 um vier Ränge von Platz fünf auf Platz neun. Das nordeuropäische Königreich kann besonders mit qualifizierten Arbeitskräften, den stabilen politischen Verhältnissen, einem wirksamen Rechtssystem und einem starken Fokus auf Forschung und Entwicklung glänzen. Auch das Bildungsniveau ist sehr hoch und die Infrastruktur sehr verlässlich.
Auch Dänemark konnte sich im Vergleich zum Vorjahr verbessern, von Platz neun geht es hoch auf Platz acht. Gut schneidet das nordeuropäische Königreich bei Managementpraktiken, Gesundheit und Umwelt sowie Arbeitsstandards ab. Auf dem ersten Rang landet Dänemark in der Kategorie der Regierungseffizienz gleich fünf Mal, denn es zeichnet sich nicht nur durch eine besonders große Rechtstaatlichkeit aus, sondern auch dadurch, dass Bestechung und Korruption kaum eine Chance haben.
Norwegen kann im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von drei Plätzen verzeichnen und landet damit auf dem siebten Platz. Die skandinavische Halbinsel kann vor allem mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufwarten, mit denen sie im internationalen Vergleich auf Platz eins landet. Weitere Faktoren, mit denen Norwegen punkten kann, sind im Bereich der Regierungseffizienz zu finden. Chancengleichheit, Transparenz sowie Rechtstaatlichkeit sind nur einige der besonders effektiven Maßnahmen der öffentlichen Hand.
Für Luxemburg ging es von Platz elf im Jahr 2014 hoch auf Platz sechs. Sehr gut schneidet das Großherzogtum im Bereich der politischen Stabilität, der wettbewerbsfähigen Besteuerung, des unternehmerfreundlichen Umfeldes und der qualifizierten Arbeitskräfte ab.
Kanada hat es in diesem Jahr auf Platz fünf geschafft. Im Vorjahr landete der nordamerikanische Staat noch auf Platz sieben des IMD World Competitiveness Ranking. Die gute Platzierung hat Kanada vor allem der Stabilität und Vorhersehbarkeit in der Politik, dem hohen Bildungsniveau, qualifizierten Arbeitskräften und einem wirksamen Rechtssystem zu verdanken. Ganz gut schneidet Kanada auch aufgrund einer unternehmerfreundlichen Umgebung und einer offenen und positiven Haltung ab.
Der vierte Platz geht in diesem Jahr an die Schweiz. Unternehmen aus aller Welt wissen vor allem die sehr gute Infrastruktur des kleinen Alpenstaates zu schätzen. Die hohe Bildung und der Umweltschutz landen gar im Vergleich zu 2014 nicht mehr nur auf Platz drei, sondern gleich auf der Eins. Auch die robuste Wirtschaft, Arbeitsstandards, geringe Entlassungs- sowie Kapitalkosten sind im internationalen Vergleich so gut wie unschlagbar.
Unter die ersten drei schafft es in diesem - wie auch schon im vergangenen Jahr - der Insel- und Stadtstaat Singapur. Besonders punkten konnte das asiatische Land bei Unternehmen in diesem Jahr mit seinem institutionellen Rahmen, der im weltweiten Vergleich auf Rang eins landet. Außerdem liegt Singapur bei der technologischen Infrastruktur sowie der Bildung ganz weit vorne.
Platz zwei geht an die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong. Im Vergleich zum Vorjahr hat die chinesische Metropole zwei Plätze gut gemacht. Unternehmen aus aller Welt schätzen Hongkong insbesondere aufgrund der betriebswirtschaftlichen Gesetzgebung, der Managementpraktiken, der unternehmerischen Einstellungen und Werte und der technologischen Infrastruktur. Ganz gut steht Hongkong auch bei internationalen Investitionen, der Fiskalpolitik und bei den Betriebsfinanzen da.
Die wettbewerbsfähigste Volkswirtschaft der Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Das hat das IMD World Competitiveness Center in seiner aktuellen Vergleichsstudie bekannt gegeben.
Besonders attraktiv finden Firmen in den USA - laut Ranking - die dynamische Wirtschaft (66,2 Prozent), den guten Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten (55,1 Prozent), den starken Fokus auf Forschung und Entwicklung (49,3 Prozent) sowie das unternehmensfreundliche Umfeld (43,4 Prozent).
Punkten können die USA zudem als attraktiver Forschungsstandort. Nachholbedarf gibt es im Bereich der Schulbildung.
Vielleicht nur kurzfristig, vielleicht für immer. Niemand weiß Genaues. Klar ist: Es war der mieseste Jahresstart, seit Börsendaten aufgezeichnet werden Viele Unternehmenslenker sind im Krisenmanagement bewandert und durch Erfahrung gestählt. Aber was sich derzeit abzeichnet, verlangt neues Denken. Die Krisen von heute sind wie ein Chemiecocktail. Mit jeder einzelnen lässt sich umgehen, aber zusammen entfalten sie eine unberechenbare Wechselwirkung. Nikolaus von Bomhard, Chef des weltgrößten Rückversicherers Munich Re, nennt das einen „Kumul an Unsicherheit“. Kumul, das ist Versicherungssprache für die Anhäufung von Einzelrisiken.
Der Netzwerkfaktor hat die Weltwirtschaft erfasst. Beispiel Öl: Seit der Westen die Sanktionen gegen Iran aufgehoben hat, ist der Ölpreis weiter gefallen. Das Land will nun wieder auf dem Ölmarkt mitspielen. Der ist aber längst gesättigt, auch weil die USA mit ihrer Fracking-Technologie ungeahnte Mengen fördern, was wiederum Saudi-Arabien auf die Palme bringt. Statt ihrerseits zu drosseln, fluten die Saudis den Markt weiter, um die Preise zu drücken und die Amerikaner aus dem Spiel zu werfen.
Eine Mixtur aus sicherheitspolitischen Strategien, technologischem Fortschritt, geopolitischen Risiken, Machtspielen um die Vorherrschaft auf Märkten und letztlich deren Gesetze führen zu der Gemengelage, in der wir nun stecken. Was kann der Vorstand eines deutschen Dax-Unternehmens da tun? Wenig.
Wie nie zuvor verlangt diese Zeit ein Umdenken: Dies ist eine multipolare Welt. Wer in ihr allein ökonomisch, politisch, national oder pro domo denkt, wird in den Wirren der Weltmärkte untergehen. Anders gesagt: Wenn in China ein Sack Reis umfällt, mag uns das noch egal sein. Hören die Chinesen auf, Champagner zu trinken, sollten wir uns Sorgen machen.