Einsatzprotokoll der Kölner Polizei „Spießrutenlauf durch stark alkoholisierte Männermassen“

Frustration bei den Beamten, Spießrutenlauf für Frauen bis zu Lebensgefahr: Ein internes Einsatzprotokoll der Kölner Polizei zeichnet ein erschütterndes Bild der Silvesternacht in Köln – und der Verzweiflung der Opfer.

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Ein internes Protokoll zeichnet das Bilder massiver Überforderung der Polizei in der Silvesternacht. Quelle: dpa

Köln Von einer „entspannten Lage“ hatte die Kölner Polizei noch am Neujahrsmorgen berichtet. Das revidierte Polizeichef Wolfgang Albers zwar als „falsch“, doch ein internes Einsatz-Protokoll eines leitenden Polizisten, das der „Bild"-Zeitung vorliegt zeichnen ein ganz anderes Bild, als das einer Kommunikationspanne oder „Passivität“, wie es Bundesinnenminister Thomas de Maizière der Kölner Polizei vorgeworfen hat. Ein Bild der völligen Überforderung der zu wenigen Einsatzkräfte bei zu vielen parallel ablaufender Straftaten.

Die Schilderungen vom Areal im und um den Hauptbahnhof verdeutlichen das Ausmaß des Chaos, das in dieser Nacht geherrscht haben muss. „Schon bei der Anfahrt zur Dienststelle an den HBF Köln wurden wir von aufgeregten Bürgern mit weinenden und geschockten Kindern über die Zustände im und um den Bahnhof informiert“, heißt es in dem Bericht des Beamten, der mit der ihm unterstellten Hundertschaft zu einem Unterstützungseinsatz in die Kölner Innenstadt zum Hauptbahnhof gerufen worden war.

Am Vorplatz und der Domtreppe hätten sich „einige Tausend, meist männliche Personen mit Migrationshintergrund“, befunden, die Feuerwerkskörper jeglicher Art und Flaschen wahllos in die Menschenmenge feuerten beziehungsweise warfen. „Selbst das Erscheinen der Polizeikräfte und getroffene Maßnahmen hielten die Massen nicht von ihrem Tun ab, sowohl vor dem Bahnhof, wie auch im Bahnhof Köln“, schreibt der Beamte.

Gegen 22.45 Uhr verschärfte sich die Situation am Bahnhofsvorplatz offenbar noch weiter: „Frauen mit Begleitung oder ohne durchliefen einen im wahrsten Sinne ,Spießrutenlauf' durch die stark alkoholisierten Männermassen, wie man es nicht beschreiben kann“.

Während der Räumung des Bereichs der Domtreppe über den Bahnhofsvorplatz zwischen 23.30 und 0.15 Uhr seien die Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern beschossen und mit Flaschen beworfen worden sein. Und auch beim weiteren Einsatz sei es immer wieder zu gewalttätigen Angriffen von einzelnen oder Personengruppen gekommen.

Das Böllern in die Menge nahm laut dem Bericht massiv zu: „Wir kamen zu dem Entschluss, dass die uns gebotene Situation (Chaos) noch zu erheblichen Verletzungen, wenn nicht sogar zu Toten führen würde.“

Im Einsatzverlauf seien zahlreiche weinende und schockierte Frauen und Mädchen bei den eingesetzten Beamten und schilderten sexuelle Übergriffe durch mehrere männliche Migranten beziehungsweise Migrantengruppen. „Eine Identifizierung war leider nicht mehr möglich“, heißt es in dem Bericht. Die Einsatzkräfte hätten nicht allen Ereignissen, Übergriffen und Straftaten Herr werden, können. „Dafür waren es einfach zu viele zur gleichen Zeit.“

Der Einsatzleiter sah seine Leute „aufgrund der Vielzahl der Taten“ überfordert: „Da man nicht jedem Opfer einer Straftat helfen und den Täter dingfest machen konnte, kamen die eingesetzten Beamten an die Grenze zur Frustration.“ Die Kölner Polizei wollte sich zunächst nicht zu dem Bericht äußern.

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