Elektrosmog Wie gefährlich ist Elektrosmog?

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"Möglicherweise Krebserregend"

Labormaus Quelle: AP

Trotzdem kann die Studie nicht als Beweis dafür gewertet werden, dass elektrische Felder Alzheimer auslösen. Dafür müsste erst ein entsprechender biologischer Wirkmechanismus gefunden werden. Zudem konnten laut BfS andere Studien keine Verbindung zwischen der Demenz und niederfrequenten elektrischen und magnetischen Feldern herstellen, mit denen Menschen über Jahre hinweg im Beruf belastet waren.

Ähnlich ist die Lage bei Krebs. Forscher fanden eine Häufung von Leukämiefällen bei Kindern, die daheim starken magnetischen Feldern ausgesetzt sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft niederfrequente Felder, wie sie Freileitungen erzeugen, daher als „möglicherweise krebserregend“ ein. Doch bestehe der Zusammenhang in Deutschland nur bei rund einem Prozent der Fälle, also bei sechs Kindern pro Jahr. Ob diese Kinder aufgrund der Magnetfelder erkrankt sind, ist unklar. Denn wie Leukämie entsteht, weiß die Medizin noch nicht.

Grafik: Unsichtbare Kräfte Quelle: EW Medien

Studien an Mäusen

Laborversuche an Tieren und an Zellkulturen haben bisher jedenfalls keinen Beleg dafür gefunden, dass Elektrosmog aus Stromleitungen das menschliche Erbgut schädigt und damit Tumore auslöst, wie es bei Röntgenstrahlen der Fall ist. Theoretisch könnten elektrische und magnetische Felder Krebs zwar auch indirekt begünstigen – indem sie etwa die Bildung krebshemmender Substanzen im Körper unterdrücken. Doch auch hier gibt es trotz ausgiebiger Studien etwa an Mäusen und Zellkulturen keinen Nachweis.

Viele Anwohner von Netztrassen, die nun ausgebaut werden sollen, befürchten, dass die doppelte Zahl von Leitungen auch doppelt so viel Elektrosmog verbreitet. Das aber sei nicht der Fall, sagt Achim Enders, Leiter des Instituts für Elektromagnetische Verträglichkeit der Technischen Universität Braunschweig: „Häufig kompensieren sich mehrere Felder gegeneinander.“ Die zusätzliche Belastung sei dann vergleichsweise gering.

Und die Kopfschmerzen, über die Stromtrassen-Anrainer klagen? Eine Arbeit des Schweizer Bundesamts für Umwelt, die die Forschungslage bis Ende 2011 zusammenfasst, resümiert: Es fehle ein Beleg für die Wirkung elektromagnetischer Felder auf das Befinden von Menschen. So zeigten Testpersonen keine körperlichen Reaktionen auf starke Felder, denen sie über mehrere Stunden hinweg ausgesetzt waren. Elektrosensibilität ist als Krankheit daher nicht anerkannt.

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