Energie "Energiewende wird scheitern"

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Nur begrenzt grundlastfähig

Lenkdrachen soll Energie gewinnen
Sie sehen aus wie übliche Lenkdrachen, doch sollen sie zukünftig der Gewinnung von Windenergie dienen. Die Technische Universität Delft in den Niederlanden, deren Drache hier zu sehen ist, forscht seit Jahren im Kite Power Projekt an dieser Technologie und hat schon mehrere Prototypen getestet. 2015 könnten laut der Brandenburger Firma Enerkite die fliegenden Kraftwerke auch in Deutschland für Energie sorgen. Die Drachen fliegen dafür in 300 bis 600 Metern Höhe und zapfen dort die konstanten Windströme für die Stromgewinnung ab. Über ein Seil ist der Drache mit einer mobilen Bodenstation gekoppelt. Die Flugsteuerung sowie der Generator laufen per Autopilot. Im Gegensatz zu großen Windanlagen sind die „Energiedrachen“ flexibel einsetzbar, leise und auch noch günstiger. Quelle: Twitter
Die USA setzt ebenfalls auf Fluggeräte zur Energiegewinnung, doch diese ähneln eher einem Flugzeug. Windturbinen aus Glasfasern und Karbon machen dabei die Stromgewinnung in der Luft möglich. Die Forschung des kalifornischen Unternehmens Makani Power an der Airborne Wind Turbine wird unter anderem von Google bezuschusst. Die Turbine, die bis zu 600 Meter hoch fliegt, wird von einem Hauptseil gehalten, während die Luftenergie über ein anderes Seil zum Boden gelangt. Dabei fliegt die Windturbine kreisförmig und quer zum Wind, wodurch sie sehr hohe Geschwindigkeiten erreicht. Der Prototyp kann sogar teilweise selbstständig den Flugmodus wechseln. Das Unternehmen plant die Windturbinen auch auf der See einzusetzen. Quelle: Twitter
Zumindest auf den Plänen der Konstrukteure bringen diese Windgeneratoren mehr Leistung als konventionelle Windmühlen. Der vertikale "Aerogenerator" wird auf hoher See installiert. Die Stromausbeute liegt bei 10 Megawatt, rund drei Megawatt mehr als die bisher größte Windanlage produziert. Die Spannweite kann nach Angaben des britischen Herstellers Windpower bis zu 230 Meter betragen. Dagegen sehen die bisher üblichen Windmühlen eher schlapp aus - die neuesten Anlagen der konventionellen Bauart sollen nämlich einen Rotorendurchmesser von "nur" 180 Meter haben. Texte: Miguel Zamorano Recherche: Andreas Menn Quelle: PR
Schaut wie eine Steinschleuder aus, ist aber ein Lenkdrache. Die Idee: der Kite-Segel der italienischen Firma Kite Gen ist an einem bewegbaren Arm an zwei Seilen befestig und wird dann auf eine Höhe von 800 bis 1000 Metern gebracht. Dort dreht der Winddrachen konstante Achten und treibt so die Turbine an. Der Vorteil: in mehr als 1000 Meter Höhe bläst der Wind konstanter als in Bodennähe. Bei einer Windgeschwindigkeit von 25 km/h läge die Energieausbeute laut Hersteller bei drei Megawatt. 300 Drachen brächten so die Leistung eines Atomkraftwerks - und da der Wind in der Höhe nahezu durchgehend bläst, gäbe es keine großen Ausfallzeiten. Der Haken: Flugzeuge müssten das Gebiet umfliegen. Das scheint bei der hohen Verkehrsdichte am europäischen Himmel und der Größe der Lenkdrachen-Parks nicht praktikabel. Das Modell ist derzeit noch in der Erprobungsphase. Quelle: PR
Bläst der Wind, dreht sich der Ballon um die eigene Sache und treibt den Rotor an Quelle: PR
Die Windhelix eignet sich für große Eigenheime Quelle: PR
Diese Modell soll sich unauffällig in die Landschaft fügen- Quelle: PR

Gleichwohl ist die Elektrizitätsversorgung des Industriestaates Deutschland heute noch relativ sicher. An 8.760 Stunden im Jahr kommt ausreichend Strom aus der Steckdose. Dies wird insbesondere durch ausreichende Grundlastkapazität gewährleistet, die je nach Nachfrage zwischen 50 und 60 Prozent der Gesamtlast beträgt. Diese gesicherte Leistung wird insbesondere durch Kernkraft-, Braunkohle- und Laufwasserkraftwerke erzeugt. Aufgrund dieser Grundlastkapazität sowie der vorhandenen Mittel- und Spitzenlastkraftwerke ist die bisher benötigte Speicherkapazität für Strom sehr gering, sie beträgt etwa 60 bis 70 Millionen Kilowattstunden (kWh) pro Tag. Deutschland hat aber einen Stromverbrauch von 1,6 bis 2 Milliarden kWh pro Tag. Mit der vorhandenen Speicherkapazität könnte Deutschland also nicht einmal eine Stunde mit Strom versorgt werden!

Chronik der Energiewende

Steigt der Anteil an erneuerbarem Strom, sinkt die notwendige Leistung und Auslastung konventioneller Kraftwerke, also auch der Grundlastkraftwerke. Als Folge werden bereits heute konventionelle Kraftwerke aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt; notwendige Neubaupläne werden zurückgestellt oder storniert. Strom aus erneuerbaren Energien ist aber nur begrenzt grundlastfähig, dies gilt zum Beispiel für Biomasse und Geothermie. Fotovoltaik ist natürlicherweise nicht grundlastfähig, und Windstrom wird mit zehn Prozent Grundlastfähigkeit gerechnet. Steigt der Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung auf bis zu 80 Prozent, stellt sich unabhängig von der Wirtschaftlichkeit die Frage der Netzstabilität. Um ausreichend konventionelle Kraftwerkskapazität in Reserve zu halten, sollen nun Kapazitätsmärkte geschaffen werden und/oder es wird entsprechende Speicherkapazität aufgebaut. Diese müsste aber das 100-Fache der bisherigen betragen; diese Dimension ist offensichtlich der breiten Öffentlichkeit nicht klar. Neue Vorhaben, die kapazitätsmäßig nur den „Tropfen auf den heißen Stein“ darstellen würden, scheitern bereits am Widerstand der Bevölkerung. Jüngstes Beispiel dafür ist die Aufgabe der Pumpspeicherprojekte im Schwarzwald und in der Eifel. Andere Alternativen, wie Wasserstoffspeicherung und Batterietechnologie, haben bisher nicht den Stand, um die Dimension der notwendigen Speicherkapazitäten von bis zu zehn Milliarden kWh (fünf Tage Windflaute) bereitzustellen.

Die Energiewende wird immer teurer

Die gesamte Kraftwerksleistung betrug 2010 gut 170.000 Megawatt (MW). Davon stammten etwa 100.400 MW aus konventionellen Kraftwerken, gesichert waren rund 90.000 MW, die Kernkraft steuerte rund 21.500 MW bei. Geht man für die nächsten Jahre von einer Höchstlast von 77 000 MW aus, wird wegen Ausfällen und Revision von einer benötigten gesicherten Leistung von mindestens 85.000 MW (Durchschnittswert von Dena, Prognos und BDEW) ausgegangen. Die Daten zeigen, dass die Leistung bereits das Zweifache beträgt, die gesicherte Leistung gerade mal gut über dem Faktor 1 liegt.

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