Energieverband-Chef Kapferer „Wären bekloppt, wenn wir nicht auf Offshore setzen“

In der Energiebranche werden Stimmen laut, die eine Abgabenentlastung beim Strom fordern. Gerade die Ökosteuer auf erneuerbare Energien sei unsinnig, wenn bald die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen komme.

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Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Energiewirtschaft appelliert an die neue Bundesregierung. Quelle: AP

Berlin Die Energiebranche fordert von der künftigen Bundesregierung eine deutliche Abgabenentlastung beim Strom, um die Energiewende und den Klimaschutz voranzutreiben. Nach der Wahl im Herbst könne der Preis schnell um gut 3,5 Cent pro Kilowattstunde für die Verbraucher reduziert werden, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Energiewirtschaft (BDEW), Stefan Kapferer, am Freitag in Berlin. Dafür könne die Ökosteuer auf europäisches Mindestmaß gesenkt werden. Sie sei unsinnig, wenn bald die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen komme. „Wo ist da noch die ökologische Lenkungswirkung?“ Zum anderen müssten die Industrievorteile bei der Ökostrom-Umlage vom Steuerzahler übernommen und nicht mehr über den Strompreis gezahlt werden. Kapferer sprach sich zudem für einen schnelleren Windenergie-Ausbau auf hoher See aus, wenn die Netze dafür gebaut seien.

Die Strompreisentlastung in der genannten Höhe würde den Staat insgesamt elf Milliarden Euro kosten. Es sei denkbar, dass dies beispielweise zur Hälfte aus den Haushaltsüberschüssen finanziert werde. Zum anderen könnten fossile Brennstoffe wie Benzin oder Diesel dafür stärker belastet werden, sagte Kapferer. Wenn Deutschland im Zuge der Energiewende und des Klimaschutzes Zug um Zug alle Sektoren wie Verkehr, Wohnen oder Industrie auf Strom umstelle, müsse er für die Abnehmer günstiger werden.

Nach der jüngsten Ausschreibung für neue Offshore-Projekte in Nord- und Ostsee sprach sich Kapferer für einen schnelleren Ausbau als bislang vorgesehen aus. „Wir wären auf lange Sicht bekloppt, wenn wir nicht auf Offshore setzen würden“, sagte er angesichts des weitgehenden Verzichts der Betreiber auf jegliche Förderung der Projekte. Voraussetzung sei jedoch zunächst, dass die Netzanbindung der Windparks und damit der Abtransport des Stroms gesichert sei.

Kapferer sagte, auch er gehe davon aus, dass nach Abschaltung der letzten Atomkraftwerke 2022 und dem Aus für viele Kohlekraftwerke der Strompreis an den Börsen steigen werde. Die Hoffnung auf höhere Verkaufserlöse war ein wesentlicher Grund dafür, dass die Betreiber der Windparks auf eine Förderung verzichteten.

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