Energiewende Die Mär vom Braunkohleausstieg

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Die Branche versucht es mit Innovationen

Vor diesem Hintergrund machen vor allem die Grünen bei den Sondierungsgesprächen Druck auf die anderen Parteien. Sie wollen die 20 Kohlekraftwerke mit dem höchsten Kohlendioxidverbrauch am liebsten heute statt morgen abschalten. Vor allem Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hält dagegen. Ihm geht es um den Erhalt der vielen Tausend Arbeitsplätze.

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Die Braunkohleindustrie ist überzeugt, dass all der Wirbel um den Ausstieg gar nicht nötig sei. Schließlich gebe es mit dem europäischen Emissionshandel ein funktionierendes Instrument zur Reduzierung von Kohlendioxid. „Die Kohlekraftwerke unterfallen dem Treibhausgas- Emissionshandelssystem der EU, mit dem die CO2-Emissionen jährlich um circa zwei Prozentpunkte vermindert werden“, sagt Thorsten Diercks vom Deutschen Braunkohlen-Industrie-Verein. Das System funktioniere gut. „Für die betroffene Industrie werden mit dem System 2050 alle nationalen und europäischen Klimaziele erreicht. Diesem Pfad werden wir folgen.“

Angesichts des politischen Drucks versucht es die Branche außerdem mit Innovationen. Der Industrieverband World Coal Association (WCA) ist der Meinung, dass man den Kohlestrom noch nicht abschreiben solle. Die Lobbyisten wollen sich für die Verbreitung von "emissionsarmer Kohletechnologie" einsetzen, heißt es dort. Die Idee heißt Carbon Capture, Use and Storage (CCUS), also das Einfangen, Verbrauchen und Speichern von Kohlendioxid. Dadurch könnte der Kohlestrom einen wertvollen Beitrag zur Erreichung des Zwei-Grad-Ziels leisten.

Konzepte des CCUS sind nicht neu. Doch vor Jahren sind Projekte in Deutschland am Widerstand von Umweltgruppen und Politik gescheitert. Das Speichern von Kohlendioxid in Deutschland ist verboten. Doch inzwischen gibt es neue Versuche, dies zu erlauben. In einem Appell fordern Technik- und Umweltverbände wie die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und WWF, den Einsatz der Technologie zu prüfen.

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