Der Verband bekräftigte darum seine Forderung, die Rechtslage schnellstmöglich zu korrigieren. Die Einstufung HBCD-haltiger Dämmstoffe als gefährlicher Abfall müsse vom Bundesrat rückgängig gemacht werden. „Alles andere sind nur Behelfslösungen, die keinesfalls zum Dauerzustand werden dürfen“, sagte Kurth. Er warnte vor dem Entstehen wilder Müllkippen: „Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass die Dämmstoffplatten jetzt einfach in den Wald gefahren werden.“
Ein weiteres Problem, neben der Kosten: Nicht jede Müllverbrennungsanlage in Deutschland besitzt die Genehmigung zur Verwertung von als gefährlich deklarierter Abfälle. Um das zu ändern, sind aufwendige Änderungsgenehmigungen erforderlich. Dazu kommt, dass HBCD-haltige Dämmplatten allein meist ohnehin nicht verbrannt werden können, weil sie zu heiß werden. Sie müssen vorbehandelt werden, um sie dann mit anderem Abfall zu mischen und dann zu verbrennen.
Aus Sicht der Wirtschaft sind HBCD-haltige Dämmplatten sowohl beim Abbruch als auch beim Transport umwelt- und arbeitsschutzrechtlich unbedenklich. Eine abfallwirtschaftliche Sonderbehandlung sei nicht erforderlich, so BDE-Präsident Kurth. Auch die spätere thermische Entsorgung zusammen mit anderem Bauabfall sei problemlos. Eine getrennte Erfassung und gesonderte Entsorgung sei dagegen bürokratisch aufwendig und verteuere die Entsorgung.
Auch die Bauindustrie schlägt Alarm. „Die Entsorgungsunternehmen holen dieses Material erst gar nicht mehr von den Baustellen ab“, sagt Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). „Damit droht die ganze Baustellenlogistik zusammenzubrechen.“ Zeitliche Verzögerungen und Mehrkosten seien vorprogrammiert – „und das in einer Zeit, in der dringend Wohnungen saniert werden müssen“.
Die Wohnungswirtschaft schlägt in dieselbe Kerbe. Höhere Entsorgungskosten verteuerten die energetische Sanierung von Gebäuden und konterkarierten damit die Ziele der Bundesregierung, preisgünstiger zu bauen. Ein Widerspruch, sagt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW. „Dies alles läuft den Ergebnissen des Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen zuwider, die eindeutig darauf abzielen, dass weitere Kostensteigerungen beim Wohnen vermieden werden sollen.“ Die Unternehmen bräuchten nun dringend praktische Lösungen zur rechtssicheren Entsorgung dieser Abfälle, forderte Gedaschko. „Es kann nicht sein, dass die Politik neue Regelungen beschließt und die Unternehmer dann mit den negativen Auswirkungen alleine lässt.“