Erdogan kontert Vorwürfe Deutschland muss "sich zusammenreißen"

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Bislang kein Rückzug deutscher Firmen

Rückzugabsichten deutscher Unternehmen aus der Türkei sind bislang nicht bekannt. Die Handelskonzerne Metro und Ceconomy wollen dort weiter investieren. Auch Bosch plant keine Änderungen. "Wir sind seit 1910 in der Türkei aktiv und wollen auch langfristig dort bleiben", erklärte der Autozulieferer. Die Entwicklungen würden allerdings aufmerksam beobachtet. Die Türen für ausländische Investitionen in der Türkei stünden weit offen - auch für deutsche, sagte Erdogan.

Medienberichten zufolge wirft die Türkei jedoch den auf ihrer Liste geführten Unternehmen - darunter Daimler und BASF - vor, Verbindungen zu dem in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen zu haben. "Das sind fake news", sagte Zeybekci Reuters.

In den Sicherheitskreisen hieß es, die Angaben und die Vorwürfe seien "wenig konkret". Die Voraussetzungen für polizeiliche Ermittlungen seien daher nicht gegeben. Die Türkei sieht Gülen als Drahtzieher hinter dem gescheiterten Putsch vom Juli 2016. In dem Zusammenhang wurden mehr als 50.000 Menschen verhaftet.

Nach der Festnahme des deutschen Menschenrechtlers Peter Steudtner verschärfte das Auswärtige Amt mitten in den Sommerferien die Reisehinweise für die Türkei. Der Fernsehsender ntv stoppte eine Werbekampagne für das Land. "Angesichts der aktuellen Geschehnisse stießen die Clips zu Recht auf Unverständnis und Ärger bei Zuschauern und Lesern", begründete der Sender seine Entscheidung.

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim hält die Türkei aber für genauso sicher wie Deutschland. Präsident Erdogan nannte die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes grundlos und bösartig. Die Justiz in seinem Land sei noch unabhängiger als die der Bundesrepublik.

Finanzminister Wolfgang Schäuble verglich in der "Bild"-Zeitung die Türkei mit der DDR: "Die Türkei verhaftet inzwischen willkürlich und hält konsularische Mindeststandards nicht ein. Das erinnert mich daran, wie es früher in der DDR war."

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