Essen Polizei schließt nach Terrordrohung Einkaufszentrum

Beamte in schusssicheren Westen statt Besucher mit Einkaufstaschen: Aus Sorge vor einem Anschlag sperrt die Polizei ein Shoppingcenter mitten in Essen. Zehntausende Kunden sind betroffen.

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Das Einkaufszentrum

Nach Hinweisen auf einen möglichen Terroranschlag in Essen wird ein zweiter Mann vernommen, ebenfalls aus Oberhausen. Am Einkaufszentrum Centro in Oberhausen zeigte die Polizei nach eigenen Angaben deutlich mehr Präsenz. Es deute aber nichts auf einen dort geplanten Anschlag hin, hieß es. Nach den Einsätzen wegen der Männer in Oberhausen, bei denen auch eine Wohnung durchsucht wurde, will die Polizei aber das Sicherheitsgefühl stärken. Die Polizei sprach bei den beiden Vernommenen nicht von Tatverdächtigen.

Die Polizei hatte nach einem Terrorhinweis ein großes Einkaufszentrum in Essen schließen lassen. Es lägen Erkenntnisse vor, dass das Center am Limbecker Platz am Samstag Ziel eines Terroranschlags sein könnte, sagte ein Polizeisprecher. Um eine Gefährdung der Besucher auszuschließen, blieben Verkaufshallen und die Parkgarage den ganzen Tag über geschlossen. Angaben zu möglichen Motiven und verdächtigen Personen wurden nicht gemacht. Die Shoppingmeile zählt zu den größten innerstädtischen Einkaufszentren in Deutschland.

Die Polizei hatte die Information nach eigenen Angaben von anderen Behörden erhalten und nahm die Bedrohung sehr ernst. „Wir als Polizei sind die Sicherheitsbehörde und wir haben uns dazu entschieden, wir machen das Einkaufszentrum zu“, sagte Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Die Entscheidung sei in der Nacht gefallen. Das Management war am frühen Morgen informiert worden.

Polizisten in schusssicheren Westen und mit Maschinenpistolen sicherten den Gebäudekomplex ab. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz, auch aus anderen Teilen Nordrhein-Westfalens. Der Gebäude-Komplex wurde von Beamten umstellt. Am Morgen hatten Einsatzkräfte das Gebäude durchsucht. Sie wollten ausschließen, dass sich schon Beschäftigte oder Reinigungskräfte darin aufhielten. Am Zentrum Limbecker Platz herrschte am Vormittag gespenstische Ruhe, wo an normalen Samstagen reger Betrieb ist.

Große Terroranschläge in Europa

Die Polizei arbeitete parallel zu den Maßnahmen vor Ort mit zahlreichen Experten an der Aufklärung der Hintergründe. „Wir müssen gucken, wer hat möglicherweise hier etwas vorgehabt. Die Ermittlungen laufen im Hintergrund“, sagte der Polizeisprecher weiter.

Nach Angaben des Managements halten sich samstags im Schnitt rund 60.000 Menschen in dem mehrgeschossigen Ladenkomplex auf. Der Warnhinweis bezog sich nur auf das Einkaufszentrum, nicht aber auf umliegende Geschäfte. Außerhalb der Absperrung konnte der Samstagsbetrieb weiterlaufen.

In der Ruhrgebietsmetropole war vor knapp einem Jahr ein Terroranschlag verübt worden. Im April 2016 hatten in Essen zwei muslimische Jugendliche eine Bombe auf ein Gebetshaus der Sikhs geworfen, während dort eine Hochzeit gefeiert wurde. Bei der Explosion wurden drei Menschen verletzt. Anfang Dezember begann der Prozess gegen die damals 16 Jahre alten Täter und einen Komplizen. Laut Anklageschrift hatten sie die Sikhs als Ungläubige betrachtet.

In den vergangenen Monaten waren in Deutschland mehrfach öffentliche Gebäude nach Terrorhinweisen gesperrt worden. So wurde im November 2015 das Fußball-Länderspiel Deutschland-Niederlande in Hannover kurz vor Anpfiff abgesagt. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen gab es wenige Tage nach den schweren Anschlägen in Paris konkrete Hinweise auf geplante Bombenanschläge im Stadion und am Bahnhof. An Silvester 2015 wurde der Münchner Hauptbahnhof nach einer Terrorwarnung geräumt. Vor zwei Jahren fiel der Karnevalsumzug in Braunschweig wegen akuter Terrorgefahr aus.

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