Europäer blicken auf Deutschland Ein Leitfaden, typisch deutsch zu werden

Deutsche sind fleißig, pünktlich, humorlos und haben zahlreiche Macken - oder nicht? Wie blicken andere Europäer auf die Deutschen? Ein in Berlin lebender Brite erzählt, was für ihn so richtig deutsch ist.

Adam Fletcher hat in Großbritannien und Neuseeland gelebt, ein Unternehmen in Leipzig gegründet und lebt und arbeitet jetzt in Berlin. Seine Erfahrungen in Deutschland haben ihn dazu veranlasst, einen Leitfaden zu schreiben, wie Ausländer typische Deutsche werden. So hart es sei, schreibt Fletcher, um ein typischer Deutscher zu werden, müsse man deutsch lernen. Die Worte an sich seien gar nicht einmal so schwer, gerade wegen der vielen Parallelen zum Englischen. Und letztlich mache es auch stolz "Schwangerschaftsverhütungsmittel" sagen zu können. Die Grammatik allerdings sei "impenetrable nonsense", aber es führe nun mal kein Weg an ihr vorbei. Quelle: AP
Wer typisch deutsch sein wolle, müsse auch deutsche Gerichte essen, so Fletcher. Er warnt allerdings auch davor, wie unkreativ die deutsche Küche sei. Wurst schmecke eher langweilig und ohne Fleisch gehe auf deutschen Tellern nichts. "Hier Vegetarier zu sein, ist wahrscheinlich genauso lustig, wie im Zoo nichts sehen zu können", schreibt er. Besonders verwirrend sei für Ausländer die Spargel-Saison, in der das ganze Land völlig durchdrehe und sich nahezu ausschließlich von Spargel ernähre. Daran müsse sich ein zukünftiger Musterdeutscher gewöhnen - und natürlich mitmachen. Quelle: dpa/dpaweb
Besonders wichtiger Bestandteil des Germanismus seien die drei P: Planning, Preparation, Process. Ein typischer Deutscher sei vorbereitet auf alles, was passieren könne und plane alles bis ins kleinste Detail: vom Tagesablauf bis zur Anordnung der Schuhe im Regal. To-do-Listen helfen dem Deutschen dabei nicht nur, es mache ihn auch glücklich, diese abzuhaken. Quelle: Fotolia
Besonders wichtig sei es, sich Versicherungen zuzulegen gegen all die Dinge, die man nicht planen kann: Versicherungen gegen Erdbeben, Beinbruch und Haarausfall, gegen Schäden durch den falschen Kraftstoff und so weiter. Fletcher ist sich sicher, würde jemand eine Versicherung erfinden, die immer dann greift, wenn man grade nicht die richtige Versicherung hat (insurance-insurance), würden 80 Millionen Deutsche vor lauter Glück tot umfallen. Quelle: dpa
Wissen ist Macht: In England bekommt der das hübsche Mädchen aus dem Club, der am meisten trinkt, ohne sich auf die Schuhe zu kotzen. "In Deutschland bekommt der das Mädchen, der am meisten über Philosophie weiß", schreibt Fletcher. Dementsprechend streben die Deutschen nach Fortbildungen, Qualifikationen und Titeln. Der Dr. vor dem Namen sei deutlich wichtiger als das, was die Person im Kopf habe, weshalb jeder sich möglichst viele Zusatzqualifikationen zulegen sollte. Doch Vorsicht: Wer den Bachelor of Arts in Theaterwissenschaften gemacht hat, bekäme ungefähr so viel Anerkennung wie jemand, der es geschafft hat, sich ordentlich anzuziehen. Quelle: Fotolia
Ganz wichtig seien vor allem Hausschuhe, schreibt Fletcher. "Sie sind Voraussetzung, um richtig deutsch zu sein." Die Begründung, warum Deutsche so auf ihre Puschen schwören, sei vor allem eines: praktisch. Was ebenfalls furchtbar deutsch sei. Quelle: dpa/dpaweb
In Deutschland finden die besten Partys in der Küche statt, bei den Briten ist es dagegen das Wohnzimmer. Fletcher nennt die Küche einen funktionalen Raum, in dem man Essen zubereitet. Wer allerdings ein richtiger Deutscher werden wolle, müsse die Küche unbedingt zum Mittelpunkt seiner Wohnung machen. Außerdem sei besonders am Wochenende ein ausgedehntes Frühstück Pflicht für einen typischen Deutschen. Dazu müsse der ganze Inhalt des Kühlschranks auf dem Küchentisch aufgefahren werden. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Und weil ein typischer Deutscher gegen alles abgesichert ist, kleidet er sich natürlich auch entsprechend. Vor Verlassen des Hauses werde der bequeme Jogginganzug gegen ein Outfit getauscht, das bei Temperaturen von minus 20 bis plus 40 Grad die Körpertemperatur reguliert und zeitgleich vor Wind und Regen schützt. "Es ist ganz wichtig, dass man auf mindestens drei verschiedene Jahreszeiten vorbereitet ist", schreibt Fletcher. Quelle: obs
Der typische Deutsche sei den Ampelmännchen hörig, so Fletcher. Auch nachts an einer abgelegenen Straße, auf der weit und breit kein Auto zu sehen ist, warte der ordentliche Deutsche brav auf das grüne Männchen. Ausländer, die nicht auffallen wollen, sollten also das gleiche tun. Dass man in Deutschland auf dem Bürgersteig und nicht einfach auf der Straße läuft, sei ja wohl selbstverständlich. Quelle: dpa
Das Nationalgetränk der Deutschen sei gar nicht Bier, sondern Apfelsaftschorle, hat Fletcher festgestellt. Wenn ein Deutscher nicht weiß, welches Getränk er kaufen oder bestellen soll, lande er immer wieder bei Apfelsaftschorle. Die sei zwar langweilig, aber eben verlässlich. Ganz besonders wichtig sei dabei, dass das Wasser kohlensäurehaltig sei. Deutsche fürchten sich scheinbar vor Getränke ohne Kohlensäure, schreibt Fletcher. Quelle: AP
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