Europäische Zentralbank Staatsanleihenkäufe stehen „jetzt nicht“ an

Auch wenn die EZB das Finanzsystem mit Milliarden fluten will, wird sie vorerst keine Staatsanleihekäufe machen. Die Wirkung der jüngsten geldpolitischen Maßnahmen würde erst geprüft. Geldspritzen werden aber folgen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Massive Ankäufe von Staatsanleihen sind für die EZB derzeit kein Thema, so Ratsmitglied Christian Noyer. Quelle: ap

Berlin Für die EZB sind nach Aussage von Ratsmitglied Christian Noyer massive Ankäufe von Staatsanleihen derzeit kein Thema. Ein solcher Schritt „steht jetzt nicht an“, sagte Noyer dem Magazin „WirtschaftsWoche“. Zunächst prüfe die Europäische Zentralbank (EZB) die Wirkung ihrer jüngsten geldpolitischen Maßnahmen. „Ein endgültiges Ergebnis lässt sich in etwa 18 Monaten erkennen. Zwischenergebnisse werden wir sicherlich schon eher haben“, sagte Noyer.

Die EZB hatte im Juni beschlossen, das Finanzsystem bis Mitte 2016 mit vielen weiteren Milliarden zu fluten. Bei einer ersten Geldspritze war die Nachfrage vor kurzem verhalten gewesen. Das hatte an den Finanzmärkten zu Spekulationen geführt, die Notenbank könnte mit breit angelegten Staatsanleihekäufen nachlegen. Fachleute sprechen von einer quantitativen Lockerung oder Quantitative Easing (QE).

Noyer verwies darauf, dass weitere Geldspritzen folgen. Es gelte nun, das vorgesehene Refinanzierungsgeschäft im Dezember abzuwarten. Dann hätten die Banken den laufenden Fitness-Check der EZB absolviert und dürften ihre Kreditstrategie für die kommenden Monate festlegen. Außerdem plant die Zentralbank ein weiteres Maßnahmenbündel: Ab Oktober will sie Kreditverbriefungen und Pfandbriefe in großem Stil aufkaufen, um die Bilanzen der Banken zu entlasten und so den Kreditfluss und die Konjunktur anzukurbeln.

Dieses Instrument wird in Deutschland skeptisch betrachtet. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte im Sommer gewarnt, die EZB dürfe nicht zur Bad Bank Europas werden, die den Banken Risiken abnehme und diese an die Steuerzahler weiterreiche. Noyer äußerte Verständnis für derartige Sorgen und betonte: „Wir müssen die Qualität dieser Verbriefungen genau analysieren.“ Die EZB werde nicht ins Risiko gehen und ihre Bilanz belasten, versicherte er.

Zudem nahm der französische Notenbankchef Position zur Debatte über die Gefahren der aktuellen Preisentwicklung. „Im Moment befinden wir uns ganz sicher nicht in einer Deflation“, unterstrich er. „Wir sind uns aber im EZB-Rat einig, dass eine zu lang anhaltende niedrige Inflation gefährlich ist.“ Die Teuerung in der Euro-Zone liegt weit unter dem Niveau von knapp unter zwei Prozent, das die Zentralbank als Preisstabilität definiert.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%