Ex-Ministerpräsidenten Albig und Kraft Kraft macht sich weiter für Kohle stark

Wer eine Wahl verliert, dem droht nicht gleich die Arbeitslosigkeit. Spitzenpolitiker gewinnen meist ziemlich schnell wieder einen Job. So jetzt auch die abgewählten SPD-Landeschefs Torsten Albig und Hannelore Kraft.

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Ihren Aufsichtsratsposten bei der RAG nimmt Hannelore Kraft in einer Zeit des Wandels ein: Ende 2018 schließen die letzten beiden RAG-Bergwerke im Ruhrgebiet. Quelle: dpa

Düsseldorf Was tun ehemalige Ministerpräsidenten nach einer verlorenen Wahl? Sie wechseln in die freie Wirtschaft. Zumindest Torsten Albig und Hannelore Kraft. Der eine ganz, die andere so nebenbei. Während Schleswig-Holsteins Ex-Ministerpräsident Albig (SPD) gut ein halbes Jahr nach seiner Wahlniederlage einen neuen Job als Lobbyist gefunden hat – der 54-Jährige fängt am 1. Januar als Unternehmensrepräsentant der DHL-Gruppe in Brüssel an – zieht es Nordrhein-Westfalens Ex-Ministerpräsidentin zu einem Kohlekonzern.

Neben ihrem Landtagsmandat bestimmt sie künftig als Mitglied des Aufsichtsrats mit über die Geschicke beim Steinkohlekonzern RAG. Die Wahl Krafts, über die zunächst die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (WAZ) berichtet hatte, bestätigte ein RAG-Sprecher am Mittwoch. Kraft kommt für den SPD-Fraktionschef im NRW-Landtag, Norbert Römer, in das RAG-Kontrollgremium.

Nach der Wahlniederlage vom 14. Mai und der Ablösung als Ministerpräsidentin war Kraft öffentlich kaum noch in Erscheinung getreten. Sie arbeitet im Landtag im Sportausschuss mit. Zusätzliche Einkünfte wird ihr der neue Job wohl nicht bringen: Die Aufwandsentschädigung für die Arbeit im Aufsichtsrat werde mit dem Übergangsgeld aus der Zeit als Ministerpräsidentin verrechnet, sagte ein Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Ihren Aufsichtsratsposten bei der Ruhrkohle AG (RAG) nimmt sie in einer Zeit des Wandels ein: Ende 2018 schließen die letzten beiden RAG-Bergwerke im Ruhrgebiet. Danach soll sich der Konzern um die Umnutzung und den Strukturwandel der ehemaligen Bergbaugebiete kümmern.

Auch um Krafts Parteigenossen Torsten Albig war es nach seiner Wahlniederlage im Mai still geworden. Jetzt zieht er mit seiner Familie nach Brüssel. „Ich sofort – der Rest nach den Schulferien“, sagte Albig der Nachrichtenagentur dpa.

Albig führte von 2012 bis 2017 in Schleswig-Holstein eine Koalition aus SPD, Grünen und der Partei der dänischen Minderheit SSW. Die Landtagswahl im Mai 2017 verlor die SPD jedoch. Eine Woche nach der Niederlage kündigte Albig seinen Rückzug aus der Politik an. Vor seinem Wechsel an die Spitze der Landesregierung war er Sprecher mehrerer Bundesfinanzminister und Konzernsprecher der Dresdner Bank in Frankfurt sowie zuletzt bis 2012 drei Jahre lang Kieler Oberbürgermeister.

Mit ihrem Wechsel von der Politik in die Wirtschaft stehen die beiden ehemaligen Landeschefs bei weitem nicht alleine da. Ob SPDs rheinland-pfälzischer Ex-Ministerpräsident Kurt Beck (Pharmakonzern Boehringer Ingelheim), Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), der sich bei einer Gazprom-Tochter hervortut, Ex-Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), der zur Allianz ging oder der ehemalige Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (CDU), der beim Rüstungskonzern Rheinmetall eine neue berufliche Heimat fand: Politiker sind in der freien Wirtschaft stets willkommen.

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