EY-Untersuchung Schulden der Großstädte auf Rekordhoch

Die deutschen Großstädte konnten trotz einer guten Konjunktur im Jahr 2016 ihre Schulden nicht abbauen, sondern mussten sogar neue Schulden aufnehmen. Städte in NRW und Rheinland-Pfalz sind besonders stark betroffen.

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Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Großstädten hatte Wolfsburg im Jahr 2016 eine niedrige Verschuldung. Sie lag bei 910 Euro pro Einwohner. Quelle: dpa

Trotz der guten Konjunktur und der Lage am Arbeitsmarkt standen die 75 deutschen Großstädte Ende 2016 einer Studie zufolge so tief in der Kreide wie nie zuvor. Die Gesamtschulden stiegen um fast eine Milliarde Euro auf 82,4 Milliarden Euro, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young ergab.

Vor allem in den westdeutschen Städten habe sich die Lage verschlechtert: So hätten 62 Prozent der Großstädte dort weitere Kredite aufnehmen müssen. Von den neun Großstädten in den neuen Ländern konnten sieben ihr Minus reduzieren. Die höchste Pro-Kopf-Verschuldung wiesen den Experten zufolge die Städte in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auf.

Dabei gibt es aber auch innerhalb eines Bundeslandes unterschiedliche Situationen: So standen in Nordrhein-Westfalen Oberhausen und Mühlheim mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von über 9000 Euro je Einwohner so tief im Minus wie keine anderen Städte. Zugleich gehören Düsseldorf und Paderborn zu den zehn Städten, in denen die geringsten Schulden je Einwohner verzeichnet werden.

Die niedrigste Verschuldung wiesen Ende 2016 die niedersächsischen Städte Braunschweig (453 Euro pro Kopf) und Wolfsburg (910 Euro) auf. Ein Jahr zuvor hatte eine knappe Mehrheit der deutschen Großstädte noch einen leichten Schuldenabbau von 0,4 Prozent geschafft.

Als Gründe für den Schuldenanstieg nannte die Studie unter anderem Fehlentscheidungen einzelner Städte oder im Fall der NRW-Gemeinden den Wegfall millionenschwerer Dividenden von Energieversorgern wie RWE. Zum großen Teil sei der Anstieg aber auf den massiven Anstieg der Sozialausgaben zurückzuführen, die 2016 um zehn Prozent zugelegt hätten.

Untersucht wurden für die Analyse alle 75 deutschen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Die Studie berücksichtigte nach Angaben der Autoren neben den kommunalen Kernhaushalten auch die Schulden der Extrahaushalte und sonstige öffentliche Fonds, Einrichtungen und Unternehmen, an denen die Kommunen zu 100 Prozent beteiligt waren. Die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen wurden ausgenommen.

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