Die Aha-Effekte setzten die Freidemokraten mit ihren jungen Spitzenkandidatinnen Katja Suding in Hamburg und Lencke Steiner in Bremen bei den Bürgerschaftswahlen fort. Die frischen und engagierten Bewerberinnen brachten Schwung nicht nur in ihre müde gewordenen Landesparteien, sondern auch in die ansonsten eher langweiligen Wahlkämpfe. In beiden Ländern gelang der Einzug in die Landtage souverän, deutlich über sechs Prozent.
Das wirkt jetzt politisch auch auf Bundesebene nach. Gleich mehrere Faktoren spielen eine Rolle:
- FDP-Anhänger trauen sich nun wieder, sich zu ihrer Partei zu bekennen;
- die Liberalen haben den Ekel-Malus abgelegt – die Wahlkämpfer berichten, dass sie auf der Straße und an den Ständen nicht mehr angepöbelt werden.
- die Stimme für die FDP gilt nicht mehr als weggeworfen, weil sie es nun schon wieder zwei Mal über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft hat. Daraus leiten die Umfrageteilnehmer eine realistische Chance ab, dass es die Liberalen auch auf Bundesebene schaffen können.
Aber die Freidemokraten profitieren auch vom Niedergang der Alternative für Deutschland, die als bürgerliches Auffangbecken durch die zänkische Selbstbeschäftigung erheblich an Strahlkraft eingebüßt hat. Zumal der FDP-Vorsitzende Lindner nach dem Aufbau der Euro-Rettungsschirme eine härtere Gangart gegenüber Griechenland eingeschlagen hat. Und bei der Union, dem anderen Konkurrenten im bürgerlichen Lager, geht es eher langweilig zu.
Für bürgerliche Wähler hat sich bei genauem Hinsehen das Blatt sogar völlig gewendet. Galt eine Stimme für die FDP in den vergangenen eineinhalb Jahren als verloren, so ist sie nun plötzlich die einzige, mit der sich eine politische Richtungsentscheidung treffen lässt.
Denn der Abstand der Union zur SPD ist nach wie vor so riesig, dass ein paar Stimmen mehr oder weniger für CDU und CSU keinerlei machtpolitische Auswirkungen hätten. Auch wenn also ein paar Unionsanhänger nicht für die eigene Truppe stimmten, wären die Schwesterparteien immer noch deutlich stärker als die Sozialdemokraten, aber immer schwächer als Rot-Rot-Grün. Kämen die Liberalen aber wieder in den Bundestag, ergäbe sich für die CDU/CSU unter Umständen eine dritte Koalitionsoption – neben dem Elefantenbündnis mit der SPD und Schwarz-Grün. Und manchem Unionswähler dräut vielleicht auch, dass sich ein eventuell doch mögliches rot-rot-grünes Bündnis nur zusammen mit den Prozenten der FDP verhindern ließe.