Finanzhilfe Tsunami: Die wirtschaftlichen Folgen

Die wirtschaftlichen Folgen der Flutkatastrophe in Asien werden nach Einschätzung der französischen Kreditversicherung Coface begrenzt sein. „Natürlich wird der Tourismus stark getroffen“, sagte Coface-Südasienexperte Yves Zlotowski im französischen Rundfunk. „Doch wir haben es mit sehr differenzierten Wirtschaften zu tun, mit Textilwirtschaft, Landwirtschaft, Biotechnologie und Industrie.“

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Die besonders dynamischen Industriebranchen und Dienstleistungen seien von der Katastrophe nicht betroffen worden, sagte Zlotowski. Positiv sei außerdem, dass die Infrastruktur von den Flughäfen bis zu den Straßen nicht beschädigt sei. Die Finanzhilfe dürfte die wirtschaftlichen Kosten der Katastrophe schnell ausgleichen. Sie sei aber kurzfristig nötig, weil Länder wie Indien und Sri Lanka stark verschuldet seien und wenig finanziellen Handlungsspielraum hätten. Per saldo erwartet Zlotowski kurzfristig einen wirtschaftlichen Rückschlag für die Katastrophenländer und anschließend einen „mit dem Wiederaufbau verbundenen Aufschwung“. Insbesondere in Indien mit seiner Hochtechnologie und Landwirtschaft sowie im ölreichen Indonesien dürfte die Wirtschaft nicht allzusehr leiden. Thailand sei eine Industrie- und Agrarmacht und nur ein Teil der touristischen Infrastruktur sei betroffen. Anders sei es auf den Malediven, die stark vom Tourismus lebten. In Sri Lanka habe sich der Tourismus zwar auch sehr dynamisch entwickelt, er repräsentiere aber nur zwei Prozent der Wirtschaftsleistung, sagte der Experte. Folgen für Asiens Ökonomie Den größten ökonomischen Schock erleidet die Tourismus- Industrie, die besonders in Thailand, in Malaysia, Sri Lanka und den Malediven einen wichtigen Anteil an der Wirtschaftsleistung hat. Doch nach Ansicht der Fachleute wird auch dort der Schock innerhalb nur weniger Monate verarbeitet sein. Analysten weisen darauf hin, dass sich die meisten der betroffenen Regionen in Süd- und Südostasien gerade von bürgerkriegsartigen Konflikten erholen und den Zerstörungen durch die Tsunami-Wellen weitgehend schutzlos ausgeliefert seien. „Da hier aber die ärmsten Landstriche in Süd-Asien betroffen sind und gleichzeitig keine wesentlichen Hafen-, Energie- und Rohstoffanlagen oder Tanker zerstört wurden, halten sich die wirtschaftlichen Folgen für Asien in Grenzen“, erklärte Martin Schulz, Ökonom am Fujitsu Research Institute in Tokio, der dpa. „Das gegenwärtige Wachstumszentrum Asiens befindet sich in Ostasien und China und hier haben nicht einmal die zur Zeit empfindlichen Börsen für mehr als einige Stunden auf die Katastrophe reagiert“, betonte der Experte. „Wir sehen weniger ökonomischen Schaden als menschliche Tragödie“, meinte auch der Ökonom Song Seng Wun. Die Verluste für die Versicherungsgesellschaften dürften sich auf weniger als fünf Milliarden Dollar belaufen, weil nur wenig Grundbesitz in der Region versichert sei, zitierte die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg den Versicherungsexperten Robert Hartwig in New York. Den größten wirtschaftlichen Schock erleidet daher - zumindest bisher - die Tourismusindustrie. Doch anders als in Indonesien, wo die Besorgnisse um die Sicherheitslage nach dem verheerenden Bombenanschlag auf Bali vom Oktober 2002 ausländische Touristen ein ganzes Jahr lang von der Insel fern gehalten hatten, dürften Urlauber diesmal ziemlich bald wieder nach Phuket und andere thailändische Ferien-Inseln zurückkehren, „sobald Zeitungen das Interesse an der Tragödie verlieren“, meinte Bloomberg-Kolumnist Andy Mukherjee. „Zweifellos werden die nationalen Behörden in den nächsten Monaten Frühwarnsysteme für Tsunamis in den wichtigsten Touristenzentren einrichten, so dass zumindest die ausländischen Touristen wesentlich besser gegen Überschwemmungen geschützt werden können“, sagte Schulz. Besonders in den Zentren des ausländischen Tourismus wie dem thailändischen Phuket dürften sich die Gäste durch solche Vorsichtsmaßnahmen zurückgewinnen lassen. Am härtesten trifft es Sri Lanka, wo bisher von mindestens 11.000 Toten ausgegangen wird. Die Tourismus-Industrie ist die viertgrößte Einkommensquelle des Landes. Ökonomen rechnen denn auch damit, dass das Wirtschaftswachstum nächstes Jahr von fünf auf vier Prozent sinkt. Da die Regierung nicht über genug Ressourcen verfüge, sei erst im übernächsten Jahr mit größeren Wiederaufbaumaßnahmen zu rechnen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%