Flüchtlinge Anschläge auf griechische Flüchtlingsunterkunft

Die Zustände in Griechenland werden immer dramatischer. Hunderte Flüchtlinge, darunter Familien mit Kleinkindern, verbringen die Nacht auf den Straßen in Athen. Schon werden geplante Flüchtlingsunterkünfte angezündet.

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Schlangestehen für Essen: Die Zustände in Griechenland werden immer dramatischer. Quelle: AP

Athen In Griechenland hat es im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise erstmals Brandanschläge mit vermutlich ausländerfeindlichem Hintergrund gegeben. Unbekannte zündeten am Wochenende zwei Lagerhallen in Nordgriechenland an, die zu Unterkünften für Flüchtlinge umgebaut werden sollten. Die ehemals vom griechischen Militär benutzten Hallen in der Kleinstadt Giannitsa seien fast vollständig zerstört worden, berichtete das griechische Fernsehen am Montag. Die Feuerwehr und der Bürgermeister der Kleinstadt, Grigoris Stamkos, machten Brandstifter verantwortlich.

In Giannitsa soll in zwei verlassenen Heeres-Kasernen ein Flüchtlings-Aufnahmelager für rund 4000 Migranten entstehen. Der Ort liegt knapp 60 Kilometer südlich des Grenzübergangs zwischen Griechenland und Mazedonien. Dort harren Schätzungen der Polizei zufolge mehr als 6500 Migranten aus. Mazedonien lässt nur wenige Menschen weiterfahren. Am Sonntag seien es lediglich 305 gewesen, teilte die griechische Polizei mit.

Derweil wird die Lage der Flüchtlinge in Griechenland immer dramatischer: In der Hafenstadt Piräus kamen am Montagmorgen wieder gut 1800 Migranten an. Dies teilte die Hafenverwaltung mit. Die Menschen hatten in den vergangenen Tagen aus der Türkei zu den griechischen Inseln der Ostägäis übergesetzt. Im Zentrum Athens spielten sich indes chaotische Szenen ab: Am zentralen Viktoria-Platz verbrachten Hunderte Flüchtlinge - darunter auch Familien mit Kleinkindern - die Nacht im Freien, wie Augenzeugen berichteten.

Medien sprachen von einem „Ausnahmezustand“ im Raum Athen-Piräus. Mehr als 25.000 Migranten „irren im Land“ herum, mit der Hoffnung - obwohl die Balkanroute über Mazedonien geschlossen ist - weiter zu kommen, schrieb das Athener Boulevardblatt „Ethnos“.


Spekulationen über Einsatz von Soldaten

Der nördliche Nachbar Griechenlands, Mazedonien, gestattet seit inzwischen mehr als einer Woche täglich nur wenigen Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak die Weiterfahrt nach Mitteleuropa. Mehrere Tausend Migranten harren aus diesem Grund in Zelten und unter Planen auf der griechischen Seite der Grenze aus.

Nach Zählungen des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR setzen täglich weiterhin rund 3000 Flüchtlinge von der türkischen Küste zu den griechischen Inseln über. Mehr als 25.000 Flüchtlinge stauen sich deshalb bereits in Griechenland, und ihre Versorgung wird zunehmend schwierig.

Tausende Migranten sind mit allen möglichen Verkehrsmitteln und auch zu Fuß gen Norden unterwegs in der Hoffnung, doch noch einen Weg zu finden, weiter nach Mitteleuropa zu kommen, berichteten griechische Medien. Die griechischen Auffanglager, mehrere Wartehallen in Piräus und die Hallen eines alten, geschlossenen Flughafens von Athen, sind überfüllt, wie das Staatsfernsehen berichtet.
Mehr als 100.000 werden (bald) in Griechenland stecken bleiben“, fürchtet bereits das konservative Athener Blatt „Eleftheros Typos“. Zahlreiche Militärs seien aus dem Urlaub zurückgerufen worden, berichtete das Blatt am Montag.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Sonntagabend Griechenland weitere Unterstützung zugesagt: „Dieses Land können wir doch jetzt nicht im Stich lassen.“ Man habe das Land doch nicht im Euro gehalten, um es jetzt fallenzulassen, sagte sie bei einem Auftritt in der ARD-Talkshow von Anne Will.


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