Flüchtlinge Bundesamt fehlen 20.000 Plätze in Integrationskursen

Zur Integration von Flüchtlingen fehlen dem Bund tausende Kapazitäten. Dabei baut besonders der Mittelstand auf die Arbeitskraft von Asylbewerbern.

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Zwei Drittel der deutschen Mittelständer sind laut einer Umfrage der Meinung, dass Flüchtlinge mittelfristig dazu beitragen werde, den Fachkräftemangel zu mildern. Quelle: dpa

Stuttgart/Berlin Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat laut einem Medienbericht zu wenig Plätze in Integrationskursen für Flüchtlinge. Zwischen Oktober und Dezember hätten mehr als 20.000 Plätze gefehlt, berichtet die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf einen Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestags.

Es gebe nicht genug Lehrer, vor allem für die wachsende Zahl von Analphabeten. In speziellen Integrationskursen mit deutlich mehr Deutsch-Stunden arbeite mehr als jeder zweite Lehrer ohne entsprechende Qualifizierung auf der Grundlage einer Ausnahmegenehmigung.

Dabei würde eine schnelle Integration von Flüchtlingen besonders den deutsche Mittelstand freuen: Immer mehr deutsche Mittelständler setzen im Kampf gegen den Fachkräftemangel auf Flüchtlinge.

Zwei Drittel sind der Ansicht, dass geflüchtete Menschen mittelfristig dazu beitragen werden, den Fachkräftemangel zu mildern. Das ergab eine am Sonntag veröffentlichte Umfrage der Beratungsgesellschaft EY. Vor einem Jahr erwarteten dies nur 45 Prozent der Mittelständler. Zehn Prozent der Betriebe gingen aktuell sogar von einer erheblichen Verbesserung der Fachkräftesituation durch die Flüchtlinge aus.

Die Zahl mittelständischer Betriebe, die Flüchtlinge beschäftigen, nahm zudem deutlich zu. Waren es vor einem Jahr noch 16 Prozent der Unternehmen, ist es nun bereits mehr als jeder vierte mittelständische Betrieb (27 Prozent). Weitere 52 Prozent der Betriebe sind demnach grundsätzlich bereit, Geflüchtete zu beschäftigen. Zehn Prozent der befragten Unternehmen lehnten dies grundsätzlich ab.

Der Fachkräftemangel werde für den deutschen Mittelstand immer bedrohlicher und koste massiv Wachstum, sagte EY-Mittelstandspartner Michael Marbler. Noch nie sei es den Unternehmen so schwer gefallen, Fachkräfte zu finden. Der Anteil der Betriebe, die große Probleme bei der Rekrutierung haben, habe sich von 16 Prozent im Jahr 2015 auf aktuell 27 Prozent erhöht. Weitere 53 Prozent der Betriebe gaben an, dass ihnen die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern „eher schwer“ fällt.

Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Mittelständler beklage inzwischen Umsatzeinbußen aufgrund des Fachkräftemangels. 2017 waren es noch 53 Prozent. Dem deutschen Mittelstand entgingen dadurch hochgerechnet mehr als 50 Milliarden Euro im Jahr.

Die Job-Integration von Flüchtlingen koste Zeit und Geld, betonte Marbler. Das könne sich im Kampf gegen den Fachkräftemangel aber lohnen: „Schließlich ist nirgendwo sonst ein so großes Potenzial an möglichen Beschäftigten zu finden.“

Für ihr Mittelstandsbarometer hat die Gesellschaft deutschlandweit 2000 mittelständische Unternehmen mit mindestens 20 Millionen Euro und höchstens einer Milliarde Euro Umsatz befragt.

Als wichtigstes Einstellungshindernis für Flüchtlinge sehen die Unternehmen weiter mangelnde Deutschkenntnisse: 83 Prozent nannten dies als größtes Problem - so viele wie im vergangenen Jahr. Weitere Hindernisse sind mangelnde Qualifikation (55 Prozent; Vorjahr: 46 Prozent) und hoher bürokratischer Aufwand (34 Prozent; Vorjahr: 37 Prozent).

Vor allem in der Kraftfahrzeugbranche und in Transport- und Bauunternehmen mache sich der Fachkräftemangel bemerkbar. Probleme bei der Personalsuche hätten Unternehmen in ganz Deutschland. Am besten sei die Situation noch in Nordrhein-Westfalen. Am schwersten hätten es Mittelständler in den ostdeutschen Bundesländern.

Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln beschäftigen vor allem kleinere Betriebe Flüchtlinge. Aktuelle Zahlen zum Anteil der Unternehmen insgesamt, die geflüchtete Menschen beschäftigen, haben weder das IW noch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag oder die Bundesagentur für Arbeit.

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