Wenn die Fertigstellung eines Neubaus zum x-ten Mal verschoben wird, dann ist auch eine erneute Verschiebung keine wirkliche News mehr. Der Flughafen BER ist da keine Ausnahme. Mitte Januar hat das Management mitgeteilt, dass der Eröffnungstermin 2017 nicht gehalten werden könne. Nun also soll es irgendwann im Jahr 2018 losgehen.
Man könnte einfach mit den Schultern zucken, wenn das ganze Drama nicht so tragisch und teuer wäre. Zum einen hat der völlig verkorkste Flughafen-Bau in der deutschen Hauptstadt die gesamte Bauindustrie international zum Gespött gemacht. Ganz zu schweigen von den Millionen Touristen, die jedes Jahr nach Berlin strömen und angesichts eines heruntergekommenen Airports Tegel peinlich berührt sind. Außerdem drohen mit jedem Tag Verzug zusätzliche Kosten. Die Rechnungen der Baufirmen werden immer höher – und für den Steuerzahler ist der Flughafen schon jetzt ein Milliardenbau. Der BER bleibt ein Trauerspiel.
Und immer noch scheint das Baumanagement die Probleme nicht in den Griff zu bekommen. Die Türen schließen im Brandfall nicht richtig und auf die Sprinkleranlagen ist auch kein Verlass. Flughafen-Chef Karsten Mühlenfeld verschiebt die Eröffnung bereits ein fünftes Mal seit 2006 und muss dem Aufsichtsrat heute Rede und Antwort stehen.
Eigentlich sollte es auf der Sitzung des Kontrollgremiums um Personalfragen in eigener Sache gehen. Die Arbeitnehmervertreter dürfen fünf neue Mitglieder bestellen, weil die Belegschaft des Flughafens so groß geworden ist, dass sie eine paritätische Verteilung im 20-köpfigen Aufsichtsrat rechtfertigt. Doch nun wird die Sitzung kurzerhand zum Krisentreffen.
Die Kontrolleure müssen vor allem zwei Punkte klären. Erstens: Welche Verantwortung tragen die zuständigen Baufirmen? Zweitens: Wie konnte die Baukontrolle erneut derartig entgleiten?
Deutschlands Vorzeuge-Konzerne spielen mit
Zu Frage eins: Welche Rolle spielen also Deutschlands Vorzeige-Konzerne? Inzwischen ist klar, dass keine Klitschen am Werk sind, sondern namhafte Firmen. So koordiniert der Elektronikriese Bosch die Steuerung der mehr als 1000 Automatiktüren in den Terminals. Im Brandfall müssen sie optimal funktionieren, doch bei Tests Ende der vergangenen Jahres stellte sich heraus, dass die Fehlerquote bei 80 Prozent liegt.
Bis heute lassen sich die Türen offenbar nicht ausreichend elektronisch steuern, weil sie nicht richtig verkabelt sind. Ursache sei der Umbau der Entrauchungsanlage, heißt es. Durch Stillstand und Beschädigung seien zudem viele Türen defekt, ihre Elektromotoren müssen ausgetauscht werden.
Nun wolle Bosch "signifikant" mehr Leute auf die Baustelle schicken. Sie sollen die Steuerungsprobleme beheben. Zusätzlich wolle Bosch die unterschiedlichen Baufirmen besser koordinieren, ließ Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) nach einem Treffen mit Bosch-Vertretern verkünden. Flughafen-Chef Karsten Mühlenfeld sagte: "Das Türenproblem ist nicht das Problem einer Firma, sondern vieler Firmen."