Frauentreffen im Wirtschaftsministerium „So ein Netzwerk ist Gold“

Auf Einladung von Bundeswirtschaftsministerin Zypries diskutierten rund 200 Gründerinnen, Managerinnen und Politikerinnen über Hürden in der Wirtschaftswelt. Dabei wird klar: Manche Probleme sind auch selbst gemacht.

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Frauen-Treff im Wirtschaftsministerium. Quelle: dpa

Berlin In Wirtschaft und Politik ist so ein Anblick noch immer sehr selten: Mehr als 200 Managerinnen, Gründerinnen und Politikerinnen stehen und sitzen im großen Innenhof des Bundeswirtschaftsministeriums an weiß betuchten Tischen, unterhalten sich, machen sich miteinander bekannt. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) persönlich hat sie eingeladen. Gekommen sind unter anderen Sigrid Evelyn Nikutta, Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, die neue SPD-Familienministerin Katarina Barley, Elke Büdenbender, Juristin und Ehefrau des neuen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier sowie Gesche Joost, Internetbotschafterin von Deutschland.

Gleich zum Antritt ihrer Amtszeit als neue Bundeswirtschaftsministerin im Januar war klar: Viel bewegen wird Zypries nicht mehr können während der verbleibenden Legislaturperiode, die zudem noch zur Hälfte in den Bundestagswahlkampf fällt. Gesetzesvorlagen waren zu diesem Zeitpunkt schon längst auf den Weg gebracht worden, neue in der kurzen Zeit nicht zu schaffen. Zudem hatte Zypries klar gemacht, dass sie nach dem Ende ihrer Amtszeit nicht mehr für den Bundestag kandidieren wird. Und so ist auch bei dieser Veranstaltung klar: Das, was die Frauen in kleinen Gruppen erarbeiten, wird allenfalls minimalen Einfluss auf die Politik haben. Im Vordergrund soll das Netzwerken stehen.

40 Tische sind aufgebaut, über 40 Themen diskutieren die Frauen in kleinen Gruppen. BVG-Chefin Nikutta leitet den Tisch 39 – „Start-ups sind eine Männerdomäne, wieso?“ Die Zahlen sind tatsächlich ernüchternd: In Deutschland wurden laut dem aktuellen Deutschen Startup Monitor (DSM) noch nicht einmal 14 Prozent der Unternehmen von Frauen gegründet.

Die Teilnehmerinnen identifizieren bei ihren Gesprächen viele Hürden für Frauen bei der Unternehmensgründung und im Wirtschaftsleben generell, die zum Teil auch selbst gemacht sind. Frauen seien zu bescheiden, andere Frauen zu loben, sagt BVG-Chefin Nikutta. Ihre Empfehlung: Öfter mal andere Frauen öffentlich für ihre Leistungen preisen. Das machen Männer ja schließlich auch.

Und wie kommt es, dass Frauen laut Statistiken immer noch schlechter bezahlt werden als Männer? „Männer verhandeln anders“, sagt eine Personalberaterin. Männer seien eher bereit einen Job, der ihnen eigentlich gefällt, abzulehnen, wenn das Geld nicht stimmt. Bei Frauen stünde der Inhalt im Vordergrund. Zustimmendes Nicken in der Runde. Sollte es spezielle Förderprogramme für Gründerinnen geben? Wichtig seien Mentoring-Programme, ist sich die Runde einig. Die gebe es zwar schon, müssten aber stärker bekannt gemacht werden. Weitere Anregungen: Wagniskapital speziell für Gründerinnen und eine geschlechtsneutrale Erziehung von Mädchen. Und: Sich gegenseitig besser unterstützen.

Schräg gegenüber von Nikutta sitzt die Berliner Unternehmensberaterin Larissa Gleich. „So ein Netzwerk, sagt sie und schaut in die Runde, „das ist Gold“.

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