Freie Demokraten Das ist die neue FDP

FDP-Parteichef Lindner will den Wiedereinzug in den Bundestag ohne Koalitionsaussage schaffen. Die Liberalen ziehen neu aufgestellt in den Wahlkampf. Sicher ist ihr Erfolg allerdings noch lange nicht. Ein Kommentar.

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Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hält zum Abschluss des FDP-Bundesparteitages in Berlin ein kleines Modell des Bundestags in der Hand, das er von der FDP-Generalsekretärin Beer bekommen hat. Nach vier Jahren Abstinenz wollen die Liberalen den Wiedereinzug in den Bundestag schaffen. Quelle: dpa

Erst ganz am Ende, als die Delegierten schon unruhig werden, weil absehbar das vereinbarte Ende gerissen wird, kommt beim Bundesparteitag die Sprache auf das Steuerprogramm der FDP. Zuvor redeten die rund 660 Delegierten über Bildung, Digitalisierung, der Umgang mit der Türkei, Europa, Gesundheit und innere Sicherheit.

Dass sich die FDP nach mehr als 1.315 Tagen außerhalb des Bundestags erneuert hat, dafür spricht vieles, nicht nur das gerade verabschiedete Wahlprogramm, mit dem die Liberalen endgültig das Image der reinen Steuersenker-Partei abschütteln. Die Delegierten fühlen sich von der Parteiführung ernster genommen als noch vor drei Jahren, ihre Ideen werden diskutiert. Und auch die Stimmung im Bundesvorstand hat nur noch wenig gemein mit dem Zustand, in dem sich die Partei zu Zeiten von Guido Westerwelle befand.

Es war ein langer Weg bis zu diesem Punkt. Man merkt es der Partei an, dass sie sich noch immer nicht ganz von ihrem Trauma von 2013 erholt hat. Lindner wirkt zuweilen angespannt, vorsichtig, er will auf keinen Fall falsch verstanden werden. Kritik, dass in der Öffentlichkeit neben ihm maximal Parteivize Wolfgang Kubicki einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist und auch Lindner selbst daran nicht ganz unschuldig ist, bügelt er zwar ab, geht aber trotzdem darauf ein, auch öffentlich. Dass eine solche Zentrierung zum Problem werden kann, weiß er. Es war ein Problem der alten FDP.

Im Großen und Ganzen stimmen die Eckdaten aber für die FDP, das Interesse an der Partei ist wieder da, Unterstützer melden sich zurück. Am Ende wird das Ergebnis jedoch auch von Faktoren abhängen, die die Partei nur bedingt beeinflussen kann. Je mehr es im Wahlkampf auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Union und SPD hinausläuft, desto mehr steigt die Gefahr, dass potenzielle FDP-Wähler lieber der Union ihre Stimme geben, um Martin Schulz als Kanzler zu verhindern.

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