Freigabe von Cannabis Letzte Chance für die Legalisierung in Deutschland

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Stiftung von George Soros wollte Cannabis-Projekt fördern

Wenn die Kommunen den regulierten Verkauf von Cannabis als Forschungsvorhaben nutzen würden, könnte eine Ausnahmegenehmigung möglich sein, glaubt der Berliner Projektleiter Horst-Dietrich Elvers. Er hat Anfang 2015 einen Kostenplan für eine Studie aufgestellt. Allein die Erstellung des Untersuchungsdesigns hätte 50.000 Euro gekostet – zu viel für die klamme Kommune. Deswegen suchte Elvers nach Drittmitteln und fand die Open Society Foundations, ein Stiftungsverbund des amerikanischen Milliardärs George Soros.

Er setzt sich für die regulierte Freigabe von Drogen auf der ganzen Welt ein. Nach einem Bericht der amerikanischen Tageszeitung "Washington Times" hat Soros seit 1994 die Legalisierung von Drogen mit 80 Millionen US-Dollar unterstützt. Die Stiftung sicherte dem Berliner Projekt 20.000 Euro zu – nicht genug, um das Vorhaben zu finanzieren.

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Doch auf Anfrage der WirtschaftsWoche sagte ein Mitarbeiter der Stiftung, dass man für Anträge aus Deutschland weiterhin offen sei. Wie viel Geld die Stiftung in die Unterstützung einer alternativen Drogenpolitik, wollte der Mitarbeiter nicht sagen. Das Gesamtvermögen der Stiftung lag Ende 2013 bei rund 1,6 Milliarden Dollar. Das zeigt die offizielle Steuererklärung der Stiftung, die vor einigen Jahren noch "Open Society Institute" hieß.

"Ein Forschungsprojekt zu Cannabis würde eine Million Euro kosten"

Im Netz kursiert das Gerücht, dass George Soros von der Freigabe von Cannabis finanziell profitieren würde, weil er an dem amerikanischen Agrarkonzern Monsanto beteiligt sei. Für angebliche Aktienanteile lassen sich jedoch keine Belege finden. Monsanto selbst schreibt auf der Homepage: "Wir haben nicht an der Entwicklung von gentechnisch verändertem Marihuana gearbeitet und tun es auch derzeit nicht. Diese Behauptung ist ein Internet-Gerücht und eine Lüge."

Damit die Legalisierung von Cannabis nicht scheitert, müssen die willigen Kommunen nun entweder die Berliner Klage unterstützen, oder ein Forschungsprojekt finanzieren. „Das würde bis zu einer Million Euro kosten“, sagte der Berliner Projektleiter Horst-Dietrich Elvers. „Für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg alleine wäre das völlig illusorisch.“ Die Frage ist nun, ob die Kommunen kooperieren, und von wem sie sich dabei unterstützen lassen wollen.

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