Freytags-Frage

Wie kann der Populismus besiegt werden?

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Ermutigende Signale

Ähnlich faktenavers sind viele amerikanische Wähler, die sich von Trump verführen ließen, oder diejenigen Franzosen, die Marine Le Pen glauben, mit Zollbarrieren und Einwanderungsverboten könne man die französischen Probleme, vor allem die Jugendarbeitslosigkeit, lösen. Die Probleme sind komplex und erfordern Augenmaß, aber auch Verständnis für die Verlierer der Globalisierung. Beides scheint der potentielle französische Präsidentschaftskandidat Fillon zu haben, so dass Hoffnung besteht, einen rationalen und dennoch an den Problemen interessierten Präsidenten in Frankreich zu erleben.

Das ist Marine Le Pen

In dieselbe (leicht positive) Richtung zielen auch die Rückzieher des zukünftigen US-Präsidenten, der zwar im Wahlkampf das Blaue vom Himmel versprochen hat, aber nun offenbar bemerkt (falls noch nicht geschehen), dass seine Vorschläge abenteuerlich waren. Das heißt noch nicht, dass Trump keinen nachhaltigen Schaden anrichten kann, aber den größten Blödsinn aus seinem Programm scheint er streichen zu wollen.

Es gibt natürlich keinen einfachen Weg zur Lösung der gegenwärtigen wirtschaftlichen und sozialen Probleme in den Industrieländern; es mag sogar ganz unterschiedliche Lösungen geben. In der Wirtschaftspolitik gibt es keine ewigen Wahrheiten. Es scheint aber festzustehen, dass es weiterhin Wanderungsströme geben wird. Und den Strukturwandel kann niemand aufhalten, man kann ihn aber begleiten und abmildern.

Wer aber verspricht, die Zeit zurückzudrehen und abgewanderte Jobs mit Protektion zurückzuholen sowie ethnische Säuberungen vorzunehmen, lügt schlicht und fällt in vorzivilisatorische Denkmuster zurück.

Dies impliziert natürlich nicht, dass man die mit Migration und Strukturwandel einhergehenden Probleme verdrängt und die Sorgen der Menschen mit moralischem Überlegenheitsgefühl wegwischt. Verantwortungsvolle Politiker gehen die Probleme an, ohne simple Lösungen zu versprechen. Sie sind aber auch nicht arrogant gegenüber denjenigen, die sich – ob zurecht oder zu Unrecht – benachteiligt fühlen. Zudem sollten sie offen sein für Lösungen, selbst wenn sie sich mit ihrem Vorurteil („Banker sind böse“) nicht decken oder politisch kurzfristig nicht opportun scheinen. Genauso, das heißt mit einer auf den ersten Blick wenig sozialdemokratisch anmutenden Agenda, hat Gerhard Schröder vor fast 14 Jahren dafür gesorgt, dass viele Arbeitslose zurück in den Arbeitsmarkt fanden. Das ist gelebte Sozialpolitik und verantwortungsbewusste Regierungsarbeit. So kann man den Populisten Einhalt gebieten. In dieser Woche wurden einige ermutigende Signale ausgesandt.

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