Freytags-Frage

Wie verteidigen wir unser Lebensmodell?

Der Anschlag in Berlin hat einmal mehr gezeigt, wie verwundbar unsere offene Gesellschaft ist. Wir müssen künftig mehr Geld für Sicherheit ausgeben. Aber nicht nur das: Hier und da müssen wir uns politisch verändern.

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Eine Flagge ist auf dem Dach des Neuen Schlosses in Stuttgart nach dem Anschlag in Berlin auf Halbmast gesetzt. Quelle: dpa

Die Zeiten sind unruhig. Ein Konglomerat von Wut, Hass und Angst konkurriert mit dem westlichen Wertekanon, der unter anderem aus Toleranz, Weltoffenheit und Optimismus besteht. Dabei scheinen die Anhänger des Hasses überall mehr zu werden und an Boden zu gewinnen. In der Wahl ihrer Methoden sind sie dabei nicht zimperlich; sie reichen von unflätigen Beleidigungen über Sachbeschädigung und Angriffen auf Menschen bis hin zum Mord. Der unmenschliche Anschlag in Berlin hat erneut deutlich gemacht, wie verwundbar die offene Gesellschaft ist und wie leicht ihre Feinde es haben, ihr Schaden zuzufügen.

Es zeigt sich aber auch eine großartige Reaktion der Berliner, die vorbildlich für die ganze Gesellschaft sein kann. Diese Haltung sah man schon in London nach den Anschlägen in der U-Bahn 2005, in Madrid im selben Jahr oder jüngst in Paris nach den Anschlägen auf Journalisten und Bürger in der Stadt. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler hat diese Haltung als heroische Gelassenheit bezeichnet und liegt damit ganz richtig.

Trotzdem ist es natürlich damit nicht getan. Der Anschlag zeigt die Notwendigkeit, aktiver für unsere Gesellschaftsordnung einzustehen, man könnte auch sagen: zu kämpfen. Das sind wir den Opfern aller Anschläge, ihren Angehörigen und uns selber schuldig!

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Denn die offene Gesellschaft ist es wert. Nur in einer toleranten, weltoffenen und liberalen Demokratie haben alle Menschen die Chance, ihre Ziele frei zu formulieren und danach zu streben. Nur hier gibt es die Möglichkeit, unterschiedliche Lebensmodelle in direkter Nachbarschaft und gleichberechtigt zu verwirklichen. Nur hier haben kluge Unternehmer die Chance, mit neuen Gütern und Diensten die Kunden zu erreichen, egal ob sie etabliert oder neu am Markt sind. Nur hier kann man ungehindert mit Landsleuten oder Ausländern Handel treiben.

Dieser Handel ist wohlstandserhöhend, friedensstiftend und gegen den Hass gerichtet, denn wer mit anderen handelt, tut dies aus Eigennutz und hat kein Interesse daran, seinen Handelspartnern kriegerisch zu begegnen. Zugegeben: Es gibt auch Verlierer beim Handel; ohne Handel sind es aber viele mehr. Deshalb spricht alles für eine freie Handelsordnung gepaart mit einer gerechten Sozialordnung, die Verlieren des Handels hilft.

Damit sind wir schon bei den Weihnachtswünschen 2016 zur Bewahrung der offenen Gesellschaft. Denn all diese Vorteile kommen nicht von selber, sie müssen erarbeitet und bewahrt, d.h. geschützt werden.

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