Früherer AfD-Chef Bernd Lucke gibt nicht auf

Bernd Luckes Partei Alfa leidet vor allem unter ihrem geringen Bekanntheitsgrad. Die Rivalen der AfD saugen derzeit viel Unmut auf – bevorzugt am rechten Rand. Hat Alfa mehr zu bieten als gekränkte Eitelkeit?

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Etwas mehr als 2800 Mitglieder hat Alfa bis jetzt. Quelle: dpa

Die AfD freut sich über zweistellige Ergebnisse in den Wählerumfragen. Alfa, die neue Partei des 2015 ausgetretenen AfD-Gründers Bernd Lucke, kann von solcher Popularität nur träumen. An ihren Info-Ständen treffen die Funktionäre der Allianz für Fortschritt und Aufbruch (Alfa) immer wieder Menschen, die von ihrer Partei noch nie gehört haben. In den Umfragen firmiert sie unter ferner liefen. Wikipedia führt sie als „Kleinpartei“.

Das tut weh. „Keiner von uns weint der heutigen AfD hinterher, aber wir weinen der AfD des Jahres 2013 hinterher“, räumt Lucke ein. An diesem trüben Wintertag ist er mit zwei seiner wichtigsten Mitstreiter - Ulrike Trebesius und Hans-Olaf Henkel - nach Berlin gekommen. Lucke will jetzt zeigen, dass Alfa mehr zu bieten hat Tränen und gekränkte Eitelkeit.

Im Stakkato trägt er die wichtigsten Punkte des Alfa-Programms vor. Es soll bei einem Delegiertenparteitag am 27. Februar in Ludwigshafen verabschiedet werden. Alfa will die Erbschaftsteuer abschaffen und ein Familiensplitting einführen. Die Partei plädiert außerdem für die Schaffung eines aus Budgetüberschüssen finanzierten staatlichen Rentensicherungsfonds. In der Flüchtlingspolitik sieht Lucke Alfa „zwischen der CDU, als der Partei, die sagt, wir nehmen alle, die kommen und Asyl oder Flüchtlingsstatus beantragen“, und der AfD, „die sagt, wir nehmen überhaupt gar keinen“.

Etwas mehr als 2800 Mitglieder hat Alfa bis jetzt. 40 Prozent von ihnen waren früher bei der AfD. In jüngster Zeit seien vor allem ehemalige Mitglieder der SPD und der Grünen zu ihnen gestoßen, sagt Generalsekretärin Trebesius. Lucke erklärt, dass er Alfa als eine Partei sieht, „die der politischen Mitte zustrebt“. Dort sei im Moment viel Platz. Zwar war die Ur-AfD von 2013, der Lucke und seine Mitstreiter jetzt nachtrauern, ursprünglich eher ein Sammelbecken für frustrierte CDU-Mitglieder und ehemalige FDP-Anhänger.

Doch der Streit um die Flüchtlingspolitik hat die deutsche Parteienlandschaft umgepflügt. In den neuen Furchen findet man frustrierte SPD-Kommunalpolitiker, die hinter vorgehaltener Hand zugeben, die AfD wählen zu wollen, und bürgerliche Grüne, die sich mehr Ordnung an deutschen Grenzen wünschen.

Ihnen allen will Lucke eine neue politische Heimat bieten. Er lobt die von der grün-roten Landesregierung in Stuttgart beschlossene Aufnahme von Frauen, die der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) entkommen sind. Die von grünen Parteikollegen stark kritisierte Forderung des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer, die „unkontrollierte Einwanderung“ zu begrenzen, nennt Trebesius „realistisch““. Die AfD ist aus Sicht von Alfa dagegen eine „radikalisierte“ Partei, „die uns noch über viele, viele Jahre Kopfzerbrechen bereiten wird“.

Blickt man auf die Ergebnisse der aktuellen Wählerumfragen, wird schnell klar, dass Alfa wohl nicht ihr Ziel erreichen wird, „einen Einzug der AfD in weitere Länderparlamente zu verhindern“. Und dann? Trebesius sagt: „Wir werden einen langen Atem haben.“ Und dass man den Blick auf die Bundestagswahl 2017 richten wolle.

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