Fünf Lehren aus der Berlin-Wahl Regieren ohne Plan – nein, danke!

Seite 2/2

3. Linke und Grüne im Duell

Die Linke ist mit 15,6 Prozent hauchdünn vor den Grünen gelandet. Beide Parteien dürften sich künftig in einer gemeinsamen Regierung wiederfinden. Die Linke wird die Rolle der Nummer zwei für sich beanspruchen. Denn während die Grünen leicht verloren haben, konnte die Linke vier Prozentpunkte zulegen im Vergleich zur Wahl 2011. Sie haben das Momentum auf ihrer Seite.

Die künftige Berliner Landesregierung darf durchaus als Testlabor für den Bund gesehen werden. Werden die drei Parteien auf Augenhöhe miteinander arbeiten oder wird die SPD einen der beiden Partner bevorzugen beziehungsweise vernachlässigen? Rücken die Grünen nun eher nach links und die Linken eher in die Mitte? Diese Fragen stehen im Raum –  in der Stadt Berlin, aber auch im Bund.

4.   Die FDP: Die Methode Lindner funktioniert

Sebastian Czaja ist nicht mit Christian Lindner verwandt. Und doch könnte der Berliner Spitzenkandidat der Liberalen als politischer Klon des Bundesvorsitzenden durchgehen. Czaja sagt Sätze wie: „Wir sind eine Partei des Mutes, nicht der Angst“ – ein Satz, den Lindner ebenfalls sagt. Der 33-jährige Czaja hat das Modell Lindner erfolgreich kopiert, die FDP schafft mit ihm an der Spitze klar den Wiedereinzug ins Parlament.

Lindners Ansatz für die FDP ist simpel. Der Partei soll sich für den Fortschritt einsetzen, für ein „Update“ für Deutschland (oder Berlin), für etablierte Unternehmen gleichermaßen wie für Startups. Und gelegentlich rügt der Bundesvorsitzende die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin scharf. All das zusammen sind die Zutaten der FDP für den Bundestagswahlkampf im kommenden Jahr. Die Chancen, dass die Mission Wiedereinzug gelingt, stehen gut.

5.   Die AfD schafft es auch in der Großstadt

Eine Partei, die nur ein Thema hat – nämlich eine alternative Flüchtlingspolitik – kann in einer Stadt wie Berlin kaum erfolgreich sein. Das hatten manche in den etablierten Parteien gehofft. Die Hoffnung war trügerisch. Eine solche Partei kann auch in einer Multi-Kulti-Hochburg Erfolge feiern. Und: Im Osten der Stadt ist die Partei deutlich stärker als im Westen, also dort, wo die Probleme wie Arbeitslosigkeit besonders akut sind.

Die AfD ist jetzt in allen ostdeutschen Landtagen vertreten, insgesamt in neun von 16 in ganz Deutschland. Die Partei hat sich in den Ländern eine solide Basis aufgebaut, mit dem sie in den Bundestagswahlkampf starten kann. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich am Wochenende exklusiv im Gespräch mit der WirtschaftsWoche von ihrem Satz „Wir schaffen das“ distanziert. Eine grundsätzlich andere Flüchtlingspolitik hat Merkel aber nicht im Sinn. Die AfD muss sich als keine Sorgen machen. Sie wird weiterhin das Ventil für all jene sein, die Merkels Politik ablehnen – ob auf dem Land oder in der Großstadt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%