Einige Hobby-Statistiker und Vollzeit-Politiker sind sich sicher. Deutschlands vierter Stern - der Titel als Fußballweltmeister der Männer errungen am 13. Juli 2014 in Rio de Janeiro - hat nicht nur auf Deutschlands Straßen für große Emotionen gesorgt. Auch in deutschen Betten sei das 1:0 von Mario Götze, der sehenswerte Drehschuss, erzielt erst in der 113. Minute, ein großes Thema gewesen. Im weitesten Sinne.
Der sächsische Familienpolitiker Alexander Krauß (CDU) hatte im vergangenen Jahr schon am Tag vor dem WM-Finale gegenüber der Bild-Zeitung einen Babyboom prognostiziert: „Rollt der Ball, herrscht nicht nur vor dem Fernseher Hochstimmung, sondern auch im Bett. Tore für Deutschland heißt Kinder für Sachsen!“
Seine prophetische Gabe stützte der Vater dreier Kinder weniger auf eigene Erfahrung als auf schnöde Statistik. So habe schon der EM-Sieg 1996 Sachsen ein Geburtenplus von 12 Prozent gebracht. Wie viel mehr Kinder müssten also erst nach einem WM-Sieg gezeugt werden?
Das Ergebnis müssten wir bald sehen. Etwa von Anfang März bis Anfang April müssten die WM-Babys geboren werden, wenn sie sich die üblichen 40 Wochen Zeit lassen. Je nachdem ob schon die Vorrunde oder erst das WM-Finale Zeitpunkt der Zeugung waren.
Ganz neu sind solche Vorhersagen nicht. Im Februar 2007 berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung über ein Wintermärchen nach dem Sommermärchen 2006, der WM im eigenen Land: "Die Geburtsvorbereitungskurse in einigen WM-Städten sind voll wie nie zuvor, viele Entbindungsstationen und Geburtshäuser für die kommenden Monate schon jetzt ausgebucht."
Die FAZ zitierte den Leiter einer Spezialklinik für Geburtshilfe aus Nordhessen, der zehn bis fünfzehn Prozent mehr Geburten erwartete: "Unser Eindruck ist, dass es während der Weltmeisterschaft vor allem bei solchen Paaren geklappt hat, die bisher vergeblich versucht hatten, schwanger zu werden. Durch den Fußball rückten Sorgen, Ängste und Alltagsprobleme in den Hintergrund." Allerdings stellte der Artikel auch klar: "Genaue Zahlen, wie stark die Geburtenrate steigt, wird es erst in einigen Monaten geben."
Die tatsächlichen Geburten haben die These vom Babyboom 2007 dank WM gestützt. Nach Jahren mit Geburtenrückgang stieg die Anzahl der geborenen Kinder im Gesamtjahr erstmals wieder, wenn auch nur um 1,8 Prozent. Doch die WM 2010 in Südafrika brachte schon keinen vergleichbaren Babysegen mehr. 2011 wurden 2,3 Prozent weniger Kinder als im Vorjahr geboren. Was ist also dran am bevorstehenden Babyboom 2015? Bevölkern bald lauter kleine Marios die Spielplätze, Kindergärten und, von 2021 an, die deutschen Grundschulen?
Die Krankenversicherer müssen es wissen
Am besten müssten das die Krankenversicherer wissen, schließlich bekommen sie flächendeckend Daten zu den Untersuchungen ihrer Mitglieder und Versicherten. Doch leider winken die Versicherer, sowohl gesetzliche als auch private Krankenversicherer, gleich ab. Die Barmer GEK, Deutschlands größter gesetzlicher Krankenversicherer, teilt mit: "Uns liegen keine Daten vor, die über zu erwartende Geburtenzahlen in den nächsten Monaten Auskunft geben."
Auch die Techniker Krankenkasse, die Nummer zwei am Markt, kann leider "nichts Valides aus den vorliegenden Daten ableiten". Gleiche Auskunft auch beim Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherer. Bei den privaten Krankenversicherern sieht es nicht besser aus. Weder Debeka noch DKV verfügen über entsprechende Daten.
Wie haben all die Journalistenkollegen eigentlich ihre aufsehenerregenden Meldungen über den Babyboom durch WM und EM geschrieben? Klar, ein Anruf bei einer Geburtsklinik oder einem Facharzt könnte eine passende Antwort liefern. Nur ist das rein anekdotische Evidenz, auf keinen Fall repräsentativ.
Und hier geht es ja um etwas Großes: den ersten WM-Titel seit 1990! Wenn der wirklich zu mehr Babys führen sollte, müsste sich das doch schon im Vorfeld abzeichnen. Vielleicht haben wir dank Jogis Jungs längst Deutschlands Demographie-Problem gelöst, und keiner weiß es. Das muss sich ändern!
Nur sehen das längst nicht alle so. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe bezweifelt etwa, dass es eine Quelle gibt, die über die zu erwartenden Geburten in den nächsten Monaten Auskunft geben kann. Zweifel sind nichts für Enthüllungsjournalisten. Wenn es keine direkten Daten gibt, müssen eben indirekte Hinweise her.
Was machen die Frauen unter den Fußballfans am Morgen danach? Richtig, einen Schwangerschaftstest. Na gut, nicht sofort, aber spätestens wenn sich eine mögliche Schwangerschaft abzeichnet. Die Hersteller von Schwangerschaftstests müssen es also wissen: Haben Sie im Juli und August 2014 deutlich mehr Tests als sonst verkauft, wäre das ein gutes Indiz.
Ein minimaler Zuwachs kann nicht alles sein
Die Email einer Sprecherin von Procter & Gamble, Hersteller des Schwangerschaftstests Clearblue, beginnt verheißungsvoll: "Ich muss zugeben, dass ich Ihre Vermutung interessant finde." Ja, und? Absatzzahlen für Clearblue aus den betreffenden Monaten will Procter & Gable trotzdem nicht herausrücken. Gegen die Theorie des Babybooms muss das nicht sprechen. Wer stellt Pampers-Windeln her? Richtig. Procter & Gamble.
Vermutlich will der Konzern seine Erkenntnisse über den bevorstehenden Babyboom einfach unter Verschluss halten, damit er dann - anders als die anderen Windelhersteller ohne Insiderwissen - den enormen Windelbedarf der kommenden Monate problemlos bedienen kann.
Geldquellen und Vermögen des BVB
Der BVB hat sich wichtige Einnahmequellen mittel- und langfristig vertraglich abgesichert. Dazu zählen insbesondere die Einnahmen durch Premium-Sponsoren, insbesondere Evonik, Signal Iduna, Puma, Opel, Brinkhoff‘s, Sparda-Bank, Sprehe, Wilo, Hankook, Flyeralarm, Westlotto, Turkish Airlines und Huawei.
Quelle: Vorläufige Bilanz 2013/14, Finanzberichte
Die sportlichen Erfolge machen den Verein als Werbeträger für Sponsoren immer beliebter. Im Geschäftsjahr 2013/2014 stiegen die Einnahmen durch Werbung um 3,7 Millionen auf 73 Millionen Euro. Allein der Vertrag mit dem langjährigen Sponsor Evonik soll dem Klub bis 2025 rund 250 Millionen Euro in die Kasse spülen.
Die Einnahmen aus der Fernsehvermarktung bleiben der größte Einnahmenposten, auch wenn sie durch das frühere Champions-League aus leicht gesunken sind: 81,4 Millionen Euro flossen in die Kasse des Vereins - in der Saison 2012/2013 betrugen die TV-Einnahmen noch etwa 87,6 Millionen Euro, was der Verein vor allem dem Finaleinzug im Europapokal zu verdanken hatte.
Für Trikothersteller Puma ist der BVB ein lukrativer Partner. Denn durch die internationalen Erfolge steigt weltweit die Nachfrage nach schwarz-gelbem Merchandising. Im abgelaufenen Geschäftsjahr stiegen die Einnahmen in diesem Bereich um 3,6 Millionen Euro auf insgesamt 35 Millionen Euro.
Beim Catering und den sonstigen Einnahmen, zu denen beispielsweise Versicherungszahlungen für verletzte Spieler und Entschädigungen des DFB für abgestellte Nationalspieler zählen, steht unter Strich ein Plus. Insgesamt erwirtschaftet der BVB hier 26,3 Millionen Euro, nach 20,3 Millionen im Vorjahr.
Mehr als 80.000 Zuschauer passen in den Signal Iduna Park – und die Arena ist regelmäßig ausverkauft. Doch weil diesmal kein Champions-League-Halbfinale im Dortmunder Stadion gespielt wurde, sinken die Einnahmen in diesem Bereich. Rund 40,5 Millionen Euro nehmen die Dortmunder durch Ticketverkäufe ein, im Vorjahr waren es 44,8 Millionen Euro. Viele Top-Clubs wie Bayern München oder Real Madrid haben weniger Zuschauer, aber trotzdem höhere Einnahmen. In Dortmund rühmt man sich jedoch niedriger Ticketpreise und ist stolz auf die günstigen 28.000 Stehplätze, auf denen die Stimmung im Stadion entsteht.
Der Signal Iduna Park hat 80.645 Plätze und ist damit das größte Fußballstadion Deutschlands. Durchschnittlich über 90 Prozent betrug die Auslastung in den letzten zehn Jahren. Laut der englischen "Times" ist es zugleich das
schönste Fußballstadion der Welt.
Durchschnittlich 80.520 Personen schauten in der Saison 2013/2014 den Spielen zu. Damit war der BVB die Nr. 1 in Deutschland vor Bayern München (71.000). Zum zweiten Mal in Folge lag der BVB auch in Europa (!) vor Manchester United (75.032) und vor dem FC Barcelona (73.812), wie sich aus der Internetseite www.weltfussball.de ergibt. Allein 54.000 Dauerkarten bedeuten Allzeit-Rekord in der Bundesliga.
Borussia Dortmund ist nach der „Fußballstudie 2013“ der TU Braunschweig der beliebteste Verein in Deutschland. Die Nr.1 ist der BVB auch im „BrandFeel Ranking 2013”. Dies ist das Marken-Ranking zur Fußball-Bundesliga von Mafo.de. Die Online-Marktforscher haben die Vereine bezüglich Markenstärke, Image und Positionierung bewertet.
Durch die Erfolge wird der Spielerkader immer wertvoller. Die Transferpolitik, junge talentierte Spieler zu verpflichten und/oder zu entwickeln, generiert zudem erhebliche „stille Reserven” in den Spielerwerten. Der Verein nennt zum Beispiel Marian Sarr, der verkauft wurde, Marvin Duksch, Jonas Hofmann, Erik Durm, Ilkay Gündogan, Sven Bender, Marco Reus, Neven Subotic oder Mats Hummels. Den Buchwert des Lizenzspielerkaders zum 30.06.2013 kalkulierte der Verein auf 28,4 Millionen Euro.
Der Verein ist an der Börse notiert. Das Grundkapital der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA beträgt 61,425 Millionen Euro und ist eingeteilt in ebenso viele nennwertlose Stückaktien. Die Aktionärsstruktur der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA:
Bernd Geske: 11,87 Prozent
BV. Borussia 09 e.V. Dortmund: 7,24 Prozent
Streubesitz: 80,89 Prozent
Hersteller von Schwangerschaftstests ohne solche Querverbindungen ins Babygeschäft sollten offener sprechen können. Doch das Ergebnis ist eher enttäuschend. Dolorgiet, Hersteller des Schwangerschaftstests Hilary, hat nicht mehr Tests als sonst verkauft. "Anhand unserer Absatzzahlen von Hilary kann ich Ihre Annahme nicht bestätigen. Der Juli 2014 war für uns ein deutlich unterdurchschnittlicher Monat, der August lag im Durchschnitt", teilt Beate Küter von Dolorgiet mit.
Bei Omega Pharma aus Herrenberg teilt man die Zurückhaltung: "Zwischen Juli und August 2014 hat es keinen signifikanten Anstieg in den Verkaufszahlen gegeben. Allein der normale Femtest Schwangerschaftstest konnte einen minimalen Zuwachs verzeichnen."
Einen minimalen Zuwachs? Das kann doch nicht alles sein.
Vielleicht verzichten Fußballfans im Freudentaumel auch einfach auf den Schwangerschaftstest und warten ab. Wenigstens einen Baby-Kinderwagen könnten sie trotzdem bestellt haben. Lieferzeiten von zwei bis drei Monaten sind da keine Seltenheit. Die Babyfachhändler müssten den Bestellansturm also bemerkt haben.
Bernd Lüttmann leitet den Einkauf beim Fachhändler BabyOne, der jeden Monat mehrere Tausend Erstlingskinderwagen verkauft. Den Hintergrund der Frage erahnt er sofort: "Woran soll der Zuwachs denn liegen? An der WM?" Tatsächlich hätten die Folgen des Sommermärchens 2006 die Geschäfte stark getrieben. Doch aktuell sei es schwierig, den Effekt auszumachen. "Wir wachsen derzeit eh stark, bei der Anzahl der verkauften Kinderwagen um rund fünf Prozent zum Vorjahr. Doch dieser Anstieg läuft schon seit Herbst 2014." Liegt der Zuwachs an verstärkter Werbung oder doch an der WM? Lüttmann hat die Hoffnung auf einen Babyboom noch nicht verloren. Er könne sich einen kleinen Effekt schon vorstellen, sagt er.
Ein kleiner Effekt. Mehr bleibt vom erhofften Babyboom nicht übrig. Aber das muss nicht so bleiben: Vom 7. Juni bis 6. Juli 2015 steigt schon die nächste Fußball-WM. In Kanada, die der Frauen.
Neues Spiel, neues Babyglück!