Fußballweltmeister Babyboom dank WM?

Seite 3/3

Ein minimaler Zuwachs kann nicht alles sein

Die Email einer Sprecherin von Procter & Gamble, Hersteller des Schwangerschaftstests Clearblue, beginnt verheißungsvoll: "Ich muss zugeben, dass ich Ihre Vermutung interessant finde." Ja, und? Absatzzahlen für Clearblue aus den betreffenden Monaten will Procter & Gable trotzdem nicht herausrücken. Gegen die Theorie des Babybooms muss das nicht sprechen. Wer stellt Pampers-Windeln her? Richtig. Procter & Gamble.

Vermutlich will der Konzern seine Erkenntnisse über den bevorstehenden Babyboom einfach unter Verschluss halten, damit er dann - anders als die anderen Windelhersteller ohne Insiderwissen - den enormen Windelbedarf der kommenden Monate problemlos bedienen kann.

Geldquellen und Vermögen des BVB

Hersteller von Schwangerschaftstests ohne solche Querverbindungen ins Babygeschäft sollten offener sprechen können. Doch das Ergebnis ist eher enttäuschend. Dolorgiet, Hersteller des Schwangerschaftstests Hilary, hat nicht mehr Tests als sonst verkauft. "Anhand unserer Absatzzahlen von Hilary kann ich Ihre Annahme nicht bestätigen. Der Juli 2014 war für uns ein deutlich unterdurchschnittlicher Monat, der August lag im Durchschnitt", teilt Beate Küter von Dolorgiet mit.

Bei Omega Pharma aus Herrenberg teilt man die Zurückhaltung: "Zwischen Juli und August 2014 hat es keinen signifikanten Anstieg in den Verkaufszahlen gegeben. Allein der normale Femtest Schwangerschaftstest konnte einen minimalen Zuwachs verzeichnen."

Einen minimalen Zuwachs? Das kann doch nicht alles sein.

Vielleicht verzichten Fußballfans im Freudentaumel auch einfach auf den Schwangerschaftstest und warten ab. Wenigstens einen Baby-Kinderwagen könnten sie trotzdem bestellt haben. Lieferzeiten von zwei bis drei Monaten sind da keine Seltenheit. Die Babyfachhändler müssten den Bestellansturm also bemerkt haben.

Bernd Lüttmann leitet den Einkauf beim Fachhändler BabyOne, der jeden Monat mehrere Tausend Erstlingskinderwagen verkauft. Den Hintergrund der Frage erahnt er sofort: "Woran soll der Zuwachs denn liegen? An der WM?" Tatsächlich hätten die Folgen des Sommermärchens 2006 die Geschäfte stark getrieben. Doch aktuell sei es schwierig, den Effekt auszumachen. "Wir wachsen derzeit eh stark, bei der Anzahl der verkauften Kinderwagen um rund fünf Prozent zum Vorjahr. Doch dieser Anstieg läuft schon seit Herbst 2014." Liegt der Zuwachs an verstärkter Werbung oder doch an der WM? Lüttmann hat die Hoffnung auf einen Babyboom noch nicht verloren. Er könne sich einen kleinen Effekt schon vorstellen, sagt er.

Ein kleiner Effekt. Mehr bleibt vom erhofften Babyboom nicht übrig. Aber das muss nicht so bleiben: Vom 7. Juni bis 6. Juli 2015 steigt schon die nächste Fußball-WM. In Kanada, die der Frauen.

Neues Spiel, neues Babyglück!

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%