G20-Gipfel in Hamburg Aufräumen nach weiterer Krawallnacht

Nach Ausschreitungen und Plünderungen im Hamburger Schanzenviertel geht das Aufräumen los. In dem Szene-Viertel sind die Spuren der Gewalt sichtbar. Weitere gewaltsame Proteste sind nicht auszuschließen.

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Die Aufräumarbeiten in Hamburg laufen am Samstagmorgen an. Quelle: Reuters

Hamburg Nach der heftigen Krawallnacht rund um den G20-Gipfel haben in Hamburg die Aufräumarbeiten begonnen. Eine Hundertschaft der Polizei zog am Samstagmorgen umgekippte Straßenschilder und Bierbänke von der verwüsteten Straße Schulterblatt im linksalternativen Schanzenviertel. Die Hamburger Stadtreinigung war seit 6.00 Uhr in der Schanze und St. Pauli mit 60 Mitarbeitern, einem Radlader und Großkehrmaschinen im Einsatz, wie sie twitterte.

Randalierer hatten im Schanzenviertel eine Spur der Verwüstung hinterlassen: Zerstörte Fahrräder, Mülltonnen, Steine und Trümmer lagen auf der Straße, Fensterscheiben waren eingeschlagen. Es roch nach verbranntem Plastik. Auf dem Rollladen eines Geschäfts stand „Chaostage Hamburg“.

Aktuelle Zahlen zu verletzten Beamten, Festnahmen und Ingewahrsamnahmen konnte die Hamburger Polizei am Samstagmorgen (Stand: 8.30 Uhr) zunächst nicht nennen. Allein bei der Erstürmung eines Hauses am Beginn der Straße Schulterblatt nahm die Polizei 13 Menschen fest. Zuvor waren Randalierer ein Gerüst hinaufgeklettert, das an dem Haus befestigt ist. Bei den Krawallen wurden nach Polizeiangaben vom Freitagabend 197 Beamte verletzt, darunter seien keine Schwerverletzten. Zur Zahl der verletzten Demonstranten konnten weder Polizei noch Feuerwehr Angaben machen.

Die Proteste waren am späten Freitagabend eskaliert. Zunächst konnten Randalierer mehrere Stunden lang in der Straße Schulterblatt frei gewähren. Ein Laden der Drogerie-Kette Budnikowsky und ein Rewe-Supermarkt wurden geplündert. Danach ging die Polizei mit einem massiven Aufgebot und Spezialkräften gegen mehrere hundert Randalierer vor. Mit gepanzerten Fahrzeugen wurden brennende Barrikaden weggeschoben. Wasserwerfer waren im Einsatz. Die Polizei sprühte auch Tränengas. Im Laufe der Nacht beruhigte sich die Lage. Vereinzelt kam es in den frühen Morgenstunden noch zu Flaschenwürfen auf Polizeifahrzeuge.

Nach dem Ende der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Randalierern und der Polizei entspannte sich auch die Lage im öffentlichen Nahverkehr. Alle S-Bahn-Linien fuhren wieder, auch die zeitweilig unterbrochene U-Bahn-Linie 3 nahm den Verkehr wieder auf. Zuvor war bereits der am Freitagabend unterbrochene Fernverkehr am Hauptbahnhof und am Bahnhof Altona wieder aufgenommen worden.

In Hamburg werden am Samstag nach zwei von Gewalt geprägten Tagen weitere Ausschreitungen nicht ausgeschlossen. Zum Abschluss des G20-Gipfels sind noch einmal mehrere große Kundgebungen geplant. Die Initiative „Hamburg zeigt Haltung“ erwartet 20 000 bis 30 000 Demonstranten bei ihrer Veranstaltung (12.00 Uhr), die am Hafenrand entlang bis zum Fischmarkt führen wird. Hinter „Hamburg zeigt Haltung“ steht ein breites Bündnis von Kirchen und Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften, SPD, Grünen und Künstlern.

Schon zuvor beginnt die Demonstration „Grenzenlose Solidarität statt G20“ (11.00 Uhr), die sich vor allem gegen Armut, Krieg und die Ursachen von Flucht richtet. Zu dieser Veranstaltung, die am späteren Nachmittag (16.00 bis 18.00 Uhr) am Millerntorplatz enden soll, werden bis zu 100 000 Teilnehmer erwartet. Sie wird vor allem von linken Gruppen und Friedensinitiativen unterstützt.

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