G20-Gipfel in Hamburg Wo schläft Donald Trump?

Hamburg rätselt darüber, wo der US-Präsident während des G20-Gipfels im Juni übernachtet. Nicht nur den ausgebuchten Hotels könnte das Treffen einen Boom bescheren, sondern auch der linken Szene der Stadt.

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Donald Trump wird wohl anderswo nächtigen. Quelle: dpa

Hamburg Der Spott in amerikanischen und russischen Medien war groß: US-Außenminister Rex Tillerson habe versäumt, rechtzeitig ein Hotel zum Außenministertreffen in Bonn zu buchen. Daher habe der Politiker zur wichtigen diplomatischen Mission in einem Sanatorium in einem Dorf 30 Minuten außerhalb der Stadt Quartier beziehen müssen – umgeben von älteren Menschen, die in heißen Quellen badeten.

Ganz so war es nicht: Tillerson checkte mit seiner 70-köpfigen Delegation schlicht im durchaus repräsentativen Steigenberger Hotel in Bad Neuenahr ein. Doch der Vorfall zeigt: Selbst die Hotelwahl wird bei der G20-Gastgeberschaft Deutschlands zum Politikum. Was für die Ministertreffen gilt, gilt erst recht für den großen Gipfel im Juni in Hamburg.

Und so macht eine Meldung aus dem Lokalteil des „Hamburger Abendblatts“ bundesweit Online-Schlagzeilen. Das Erste Haus am Platze wolle Trump nicht als Gast haben. Dabei haben die Journalisten bislang eigentlich nur herausgefunden, dass Trump - aus welchen Gründen auch immer - nicht im renommierten Vier-Jahreszeiten-Hotel an der Binnenalster wohnen wird. Beim OECD-Außenministertreffen in Hamburg im vergangenen Dezember war hier noch Außenminister John Kerry eingekehrt. Wo Trump stattdessen wohnen wird, ist dagegen unklar. Spekuliert wird, er könne das Adlon in Berlin beziehen und sich einfliegen lassen. Das Hotel neben der US-Botschaft ist den Sicherheitsbehörden des Landes gut bekannt. Dagegen spricht: Auf der Adlon-Website sind für den betreffenden Termin etliche Zimmer in allen Kategorien bis hin zur Executive-Suite buchbar.

Im Vier Jahreszeiten werde laut einer Hotelsprecherin auf jeden Fall eine der 20 Delegationen einziehen. Anders als beim Außenministertreffen wird dafür das gesamte Hotel genutzt werden – andere Gäste können sich nicht einbuchen. Allerdings gibt es in Hamburg eine Reihe von Alternativen – und noch nicht für alle ist klar, wer dort einzieht. Die Agentur Interplan, die den Gipfel mitorganisiert, ist derweil auf Tauchstation: Der zuständige Hamburg-Chefin sei derzeit überhaupt nicht erreichbar, heißt es.

Für Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ist die Vielzahl an Nobelherbergen der Grund, weshalb der G20-Gipfel anders als die G7/8-Treffen nicht auf dem Land stattfinden kann: Die 20 Delegationen brauchen den Platz einer Großstadt. Ursprünglich sollte der G20-Gipfel wohl auch dazu dienen, der Olympiabewerbung der Stadt einen Schub zu verliehen, bevor das IOC im Herbst über die Vergabe entscheidet. Doch die Bewerbung ist nach einer Volksabstimmung abgeblasen worden. Der Gipfel soll weiterhin Hamburg weltweit bekannter machen.
Noch ist allerdings unklar, ob es tatsächlich schöne Bilder etwa vom „Familienfoto“ der Teilnehmer an der Elbphilharmonie sein werden, die die mediale Wahrnehmung bestimmten – oder doch Bilder von Tränengas und Wasserwerfern. Es haben sich viele Gegendemonstranten angekündigt. Wie groß das Mobilisierungspotenzial jedoch ist bleibt fraglich. Die protektionistische Politik von Trump hat die öffentliche Meinung etwa beim Handelsabkommen TTIP gewandelt. Unklarheiten über den Kurs der USA haben die Bedeutung von internationalen Plattformen zuletzt unterstrichen. Die Forderung nach einer Absage des Gipfels, wie sie etwa Hamburger Studentenvertreter erheben, spielt damit in Hamburg nur noch eine Nebenrolle.


1. Mai als Testlauf für Krawalle


Schon zum OECD-Außenministertreffen im Dezember kamen nur wenige Gegendemonstranten nach Hamburg. Dennoch hatte viel Polizei aus ganz Deutschland Sicherheitszonen eingerichtet – vor allem um das Messegelände. In den innenstädtischen Hallen findet der Gipfel statt. Die Sicherheitszone umfasst jedoch auch anliegende Wohnstraßen etwa im Karolinen-Viertel. Die gestiegene Gefahr von Terror-Anschlägen hindert die Polizei daran, einen bürgerfreundlichen Kurs zu fahren.

Dass der G20-Gipfel dadurch nun zum „Wiederbelebungsprogramm“ für die linke Szene wird, wie von einigen befürchtet und von anderen erhofft wird, ist alles andere als sicher. Die Stadt bereitet die Anwohner ihrerseits bereits seit Monaten auf die Sicherheitsmaßnahmen vor und wirbt um Verständnis. Ein 80-köpfiger Planungsstab organisiert die Sicherheitsmaßnahmen. Insgesamt erwarten die Organisatoren der Gegendemonstrationen laut „Abendblatt“ 150 000 Menschen in Hamburg zum Gipfel. Dabei sein werden neben gemäßigten Gruppen wohl auch radikalere Kräfte.

Denn auch die linke Szene bereitet sich sorgfältig vor. Am Wochenende demonstrierten bereits 800 Menschen gegen die Gipfel. Im Millerntor-Stadion erarbeiteten sie ihrerseits in Workshops Aktionen und übten das Verhalten gegenüber Polizeikräften. Probelauf soll der 1. Mai sein. Dabei versucht die linksradikale Szene offenbar, mehr Leute für den gemeinsamen Protest zu gewinnen. Die Organisatoren wollten versuchen, einiges in der Vorbereitung und Durchführung der Demonstration zu ändern, vermeldet die Szene-Plattform „Indymedia“. „Der revolutionäre 1.Mai in Hamburg war vor allem von kommunistischen Kräften organisiert, dies wollen wir durch eine offene Einladung an alle Menschen und Gruppen ändern. Alle revolutionären AntikapitalistInnen sollen die Möglichkeit haben, sich einzubringen und den 1.Mai gemeinsam vorzubereiten“, heißt es dort.

Für einen kommt der Gipfel jedoch auf jeden Fall zu früh: für den Hamburger Multimilliardär und HSV-Mäzen Klaus-Michael Kühne. Er baut seit Jahren an einem Denkmal für sein Lebenswerk: „The Fontenay“ an der Außenalster soll nach seiner Vision das beste Hotel in Deutschland werden. Die Bauzeit allerdings hat sich immer wieder verzögert. Die 200 Quadratmeter große Präsidenten-Suite ist damit zum Gipfel noch nicht fertig für einen der Präsidenten. Eröffnung des über 100 Millionen Euro teuren Hauses ist erst im Herbst. Allenfalls ein Zelt könne man im Garten aufbauen, scherzt ein Mitarbeiter.

Immerhin: Die Elbphilharmonie ist bekanntlich fertig. In das dortige Hotel soll wohl die Delegation aus Saudi-Arabien ziehen.

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