Gauck warnt vor Rückzug politischer Stiftungen "Demokratische Ordnungen sind zerbrechlich"

Bundespräsident Gauck hat das 90-Jährigen Bestehen der Friedrich-Ebert-Stiftung gewürdigt. Er warnte aber zugleich vor dem Rückzug politischer Stiftungen. Sie seien ein Grundpfeiler der Demokratie und der Gerechtigkeit.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Bundespräsident Joachim Gauck spricht bei einer Festveranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung zu deren 90-jährigem Bestehen in Berlin. Quelle: dpa

Bundespräsident Joachim Gauck hat die Arbeit der politischen Stiftungen im In- und Ausland als „leuchtendes Beispiel der Demokratie“ gewürdigt. Unabhängig von der politischen Ausrichtung würden die Stiftungen für Menschen-, Bürger- und Freiheitsrechte kämpfen, „nach denen sich die Unterdrückten und Verfolgten in vielen Ländern der Welt sehnen“, sagte Gauck am Montagabend in Berlin bei einem Festakt zum 90-jährigen Bestehen der sozialdemokratischen Friedrich-Ebert-Stiftung (FES). Die Arbeit dort sei gefährlicher geworden, ein Rückzug aber „völlig falsch“, betonte der Bundespräsident.

Die FES leistet Bildungsarbeit, fördert Tausende Studenten und unterhält 107 Auslandsbüros. „Die Stiftung ist längst zu einer international geachteten Institution geworden“, sagte Gauck. „Die Stiftung, die von den Nationalsozialisten verboten und nach dem Zweiten Weltkrieg wiedergegründet wurde, steht für die Tradition demokratischen Denkens und Handelns in unserem Land.“

Die heute von dem früheren SPD-Vorsitzenden Kurt Beck geführte Stiftung wurde 1925 als Vermächtnis des ersten demokratisch gewählten Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD) gegründet – zur Umsetzung seines Leitmottos „Demokratie braucht Demokraten“. Der Etat betrug zuletzt 139 Millionen Euro, sie hat 630 Mitarbeiter.

Ebert habe die erste deutsche Republik „unermüdlich gegen ihre Feinde von links wie von rechts verteidigt, bis zu seinem Tod“, betonte Gauck. „Ihn zu würdigen bedeutet zugleich, sich bewusst zu machen, wie kostbar und wie zerbrechlich demokratische Ordnungen sind.“ Die Stiftung bereichere den politischen Diskurs mit Analysen und Konzepten, Kritik und Ideen. „Sie trägt zu mehr Bildungsgerechtigkeit bei, indem sie begabten jungen Menschen ein Studium ermöglicht, deren Eltern sich das nicht leisten können.“

Mit ihrer Arbeit im Ausland leiste sie seit Jahrzehnten „einen unverzichtbaren Beitrag zur grenzüberschreitenden Verständigung und Zusammenarbeit, ob bei der Überwindung der diktatorischen Regime in Griechenland, Portugal und Spanien“. Die Stiftungen hätten auch nach dem Ende der DDR wichtige Beiträge geleistet.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%