Gedenken an Geschwister Scholl Gauck verlangt von Studenten Einsatz für Demokratie

Joachim Gauck hat in München an den Mut der Geschwister Scholl bei ihrem Kampf gegen die Nationalsozialisten erinnert. An die Studenten von heute appellierte er, nicht feige zu sein und sich für Demokratie einzusetzen.

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„Seid nicht lau. Es ist euer Land“, forderte Gauck die Studenten auf. Quelle: AFP

München 70 Jahre nach der Hinrichtung der Münchner Studentengruppe „Weiße Rose“ durch die Nationalsozialisten hat Bundespräsident Joachim Gauck von den heutigen Studenten Einsatz für die Demokratie verlangt. In einer Vorlesung zum Gedenken an die Geschwister Hans und Sophie Scholl, ihren Professor Kurt Huber und die übrigen Mitglieder der Widerstandsgruppe sagte Gauck am Mittwochabend: „Die Fähigkeit zum Widerstand gegen die autoritäre Herrschaft war kein Geschenk des Himmels, kein einmaliger Entschluss und auch niemals allein biografischer Zufall.“

Heute würden die Mitglieder der „Weißen Rose“ bewundert, „denn sie erlauben es uns, zu glauben, dass nicht alle Deutschen damals stumme und feige Mitläufer waren“.

Gauck sprach im Audimax der Ludwig-Maximilians-Universität - nur wenige Meter entfernt von der Stelle, an der ein Hausmeister der Universität Hans und Sophie Scholl im Februar 1943 festgehalten und der Polizei ausgeliefert hatte - nachdem sie ihr letztes Flugblatt ausgelegt hatten.

Mit Blick auf die Gegenwart sagte Gauck: „Gerade wenn die Verhältnisse so geordnet erscheinen wie bei uns, erliegen wir leicht der Verführung, uns Politik gewissermaßen servieren zu lassen.“ Politisches Engagement verlange jedoch mehr als nur die Wahl zwischen „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“, so hilfreich und neu das Internet für die politische Meinungsbildung und Teilhabe auch sei.

„Wer aber über "die Politik" nur virtuell schimpft, aber sich im echten Leben nicht politisch einbringt, schimpft im Grunde auch auf sich selbst.“ Deutschland brauche demokratische Parteien und Bürger. „Seid nicht lau. Es ist euer Land“, forderte Gauck die Studenten auf.

„Wir tolerieren keine antimuslimischen, antisemitischen, antideutschen, rechtsextremistischen, oder fundamentalistischen Äußerungen und Aktivitäten.“ Der Kampf gegen Vorurteile, Verachtung und Hass sei eine bisweilen unangenehme, mühevolle, an manchen Orten auch gefährliche tägliche Herausforderung. „Aber nur dort, wo Zivilgesellschaft stark ist, können sich menschenfeindliche Haltungen nicht ausbreiten.“

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