Gerichtsurteil zu spickmich.de Lehrerbewertungen im Internet erlaubt

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Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, kritisierte das Vorhaben. Jeder Patient habe das Recht auf bestmögliche Behandlung. „Doch es ist unseriös, anonyme Fragebögen als Grundlage für Ranglisten zu nutzen, wie das einige Arzt-Bewertungsportale im Internet bereits jetzt praktizieren“, sagte er.

Auf Portalen wie DocInsider.de, Jameda.de oder Helpster.de können Patienten bereits berichten, ob sie mit der Behandlung zufrieden sind und wie lange sie auf einen Termin warten mussten. Ärztevertreter kritisieren, dass Laien die medizinische Heilkunst nicht seriös beurteilen könnten. Auch „weiche Faktoren“ wie die Freundlichkeit des Mediziners spielten eine wichtige Rolle bei der Genesung, halten die Betreiber dagegen.

Beim Lehrerbewertungsportal spickmich erhalten Lehrer in verschiedenen Kategorien Schulnoten von 1 bis 6. Dabei geht es um Bewertungen beruflicher Fähigkeiten wie „fachlich kompetent“, „gut vorbereitet“ und „faire Noten“, aber auch um Einschätzungen persönlicher Seiten wie „cool und witzig“, „menschlich“ oder „beliebt“. Aus dem Durchschnitt der anonym abgegebenen Bewertungen wird eine Gesamtnote errechnet.

Kritik gab es auch hier immer wieder daran, dass die Bewertungen anonym abgegeben werden können. Damit würde das Portal zu einem virtuellen Pranger. Doch für die Betreiber ist dies immens wichtig. „Für die Anonymität würde ich kämpfen wie ein Löwe“, erklärt Manuel Weisbrod, einer der drei Gründer des Portals. Nähme man die Anonymität weg, hätten die Lehrer die Möglichkeit zu Repressalien.

Verschiedene Mechanismen sollen die Qualität der Bewertungen sichern. „Es müssen mindestens zehn unterschiedliche Schüler einen Lehrer bewertet haben, damit die Benotung öffentlich gemacht wird“, sagt Weisbrod. Die Ergebnisse könnten sowohl bei der Wahl der Schule als auch einzelner Kurse helfen. Zudem seien sie ein Feedback für die Lehrer.

Für viele Internetnutzer sind Bewertungen zu einer wichtigen Entscheidungshilfe geworden. Bei Ebay gehören sie zu den entscheidenden Elementen, um unseriöse Käufer und Verkäufer zu kennzeichnen. Änderungen an den Bewertungsmechanismen sorgen daher immer wieder für Ärger.

Auch Test-Portale für Produkte wie Ciao.de und Dooyoo.de sind äußerst beliebt. Doch auf all diesen Seiten sind auch Manipulationen durch die Bewerteten selbst oder Wettbewerber nicht ausgeschlossen. So musste die Deutsche Bahn kürzlich einräumen, im Jahr 2007 1,3 Millionen Euro für verdeckte PR ausgegeben zu haben – unter anderem in Internetforen.

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