Gewerkschaftsbund Chemie-Gewerkschafter Hofmann neuer DGB-Chef

Der Chemie-Gewerkschafter Reiner Hoffmann ist neuer Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Eine große Mehrheit wählte ihn zum Nachfolger von Michael Sommer. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit soll auch Europa sein.

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Der neue DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann: Aus seiner Sicht soll der Mindestlohn rasch erhöht werden - und nicht erst 2018. Quelle: Reuters

Berlin Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat einen neuen Vorsitzenden. Die rund 400 Delegierten des DGB-Bundeskongresses wählten am Montag in Berlin überwältigender Mehrheit den 58-jährigen Reiner Hoffmann zum Chef des Dachverbandes von acht Einzelgewerkschaften. Der frühere Funktionär der IG Bergbau-Chemie-Energie erhielt 365 Ja-Stimmen, was 93,1 Prozent entspricht.

Er ist der höchste Interessenvertreter von gut 6,1 Millionen Mitgliedern der im DGB organisierten Gewerkschaften. Der bisherige DGB-Chef Michael Sommer war nach zwölf Jahren im Amt nicht erneut angetreten. Sommer hatte bei seiner ersten Wahl 2002 rund 94,1 Prozent erhalten.

Seine Schwerpunkte als DGB-Chef will Hoffmann am Dienstag in einem Grundsatzreferat erläutern. In einer Vorstellungsrede am Montag betonte er, dass er sich für mehr Arbeitsplätze, für gute Arbeit und mehr soziale Gerechtigkeit einsetzen wolle. Ein Schwerpunkt werde auch Europa sein. „Mit einer europäischen Kleinstaaterei, mit einem Ausstieg gar aus dem Euro, werden wir nicht die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie steigern“, warnte Hoffmann. Auch mehr Ausgaben für Bildung oder mehr soziale Gerechtigkeit seien nur gemeinsam möglich: „Dieses kriegen wir nur in einem europäischen Konzert hin.“

Hoffmann gilt als Pragmatiker. Obwohl er von der strukturell konservativen Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) kommt, kann er auch mit voller Unterstützung der kämpferischen IG Metall oder der politisch eher linksstehenden Dienstleistungsgewerkschaft Verdi rechnen.

Die Vita des neuen DGB-Chefs liest sich wie die eines klassischen Gewerkschaftsfunktionärs: Der Sohn eines Maurers aus Wuppertal machte eine Ausbildung bei den Farbwerken Hoechst, danach folgte der zweite Bildungsweg und ein Studium der Wirtschaftswissenschaften als Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung. Nach verschiedenen Funktionen bei der gewerkschaftsnahen Stiftung ging Hoffmann zum Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) nach Brüssel, wo er es bis zum stellvertretenden Generalsekretär brachte. Die Arbeit in Brüssel hat ihn wesentlich geprägt.

Wie sein Vorgänger Michael Sommer ist Hoffmann Sozialdemokrat. Sein Credo: Die Gewerkschaften brauchen den DGB als Dachverband, um in der Arbeits- und Sozialpolitik die unterschiedlichen Interessen der Einzelgewerkschaften zu bündeln - und dabei nicht nur den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Eine „neue Ordnung der Arbeit“ ist für ihn mehr als nur der Mindestlohn. Aus seiner Sicht soll der Mindestlohn rasch erhöht werden - und nicht erst 2018.

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