Also darf Schäuble Unternehmenserben nicht von der Erbschaftsteuer befreien?
Man muss unterscheiden, ob jemand eine Yacht oder ein Unternehmen erbt. Eine vererbte Firma, die Jobs sichert, sollte großzügiger behandelt werden. Da bin ich ganz beim Finanzminister. Länder wie Bayern, die jetzt meckern, haben überhaupt keine Vorschläge gemacht. Trotz aller Sorgen, auch von eigenen Landesregierungen: Herr Schäuble ist nicht dafür bekannt, Unternehmen zu zerschlagen.
Gehen die Grünen auch nicht mehr gegen das Ehegattensplitting vor?
Dem Staat sollten alle Kinder gleich viel wert sein. Wer sich für die Ehe und eine bestimmte Rollenverteilung entschieden hat, sollte durch Neues nicht benachteiligt werden. Entweder muss man das Splitting langsam über Jahre ändern oder sagen, es gilt nur für künftige Ehen. Wir diskutieren das.
Sie sind der Oberrealo, doch Sie kriegen Konkurrenz. Robert Habeck, Vizeregierungschef in Kiel, will Spitzenkandidat im Bund werden.
Der Bundestag wird erst 2017 gewählt. Im November steht unser Parteitag an, da kandidiere ich wieder für den Vorsitz. Alles andere sieht man danach.
Was können Sie, was Habeck nicht kann?
Entscheidend ist, die große Koalition zu beenden, die das Geld anderer Leute zum Fenster rauswirft. Bei der ungerechten Rentenreform sind es 160 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030. Jeder, der dagegen angeht, tut uns gut, gerade auch Robert Habeck.
Sie sind vom deutschtürkischen Arbeiterkind zum Parteichef aufgestiegen. Wie wichtig ist finanzielle Anerkennung für Sie?
Anerkennung hat auch etwas mit dem Gehalt zu tun, das sieht man gerade am Kita-Streik. Es ist nix Schlimmes, für ehrliche Arbeit Geld zu verdienen. Es ist auch nicht verwerflich, wenn man auf die Schnauze fällt, nachdem man ein Unternehmen gegründet hat. Ich gönne jedem Unternehmer seinen Erfolg. Meinen jetzigen Job macht man aber nicht wegen des Geldes, sondern weil man die Welt ein Stück besser machen will.
