Dabei hat die SPD selbst regen Zulauf. Beim Parteitag im Dezember in Berlin drängten sich 1000 Lobbyisten. 48 kommerzielle Aussteller zahlten für die Standmiete 320 bis 350 Euro pro Quadratmeter. 430.000 Euro nahm die SPD so ein – ein Fünftel der Kosten von 2,1 Millionen Euro.
Die eigentlich lobbykritischen Grünen veranschlagen für einen Parteitag rund 450.000 Euro, davon kommt ein Drittel von Unternehmen und Verbänden. Die Rüstungsbranche und Atomkraft sind für die Alternativen tabu, die anderen durften 2011 in Kiel 275 Euro je Quadratmeter Stand berappen. Anders als die großen Parteien schenken die Ökos nur Tee und Kaffee aus, Essen muss jeder kaufen.
Eine Lounge für die Medienmeute bei solchen Treffen – mit kostenlosem Essen, Bar, Personal und technischem Schnickschnack – kalkuliert ein Sponsor bei den großen Parteien schnell mit 150.000 Euro. Autokonzerne wie BMW sind bei solchen Ausgaben bereits deutlich zurückhaltender als früher. Der Verband forschender Arzneimittelhersteller, finanziell gut ausgestattet, hat sich 2009 ganz von Parteitagen verabschiedet, „um Vorwürfen verdeckter Parteienfinanzierung zuvorzukommen“, heißt es dort.
Maß oft nicht gefunden
Nicht nur Politiker, auch Journalisten haben ihr Maß oft nicht gefunden. Viele lassen sich von Unternehmen und Parteien großzügig einladen. Manche nutzen Presserabatte bei der BahnCard und zum Telefonieren, kaufen Fenster oder Dachziegel zum Schnäppchenpreis.
Großzügig zeigen sich immer wieder die Autohersteller. Ob beim Bundespresseball, einer Nato-Tagung oder beim Weltwirtschaftsforum in Davos – die Limousinen von Audi, BMW und Mercedes stehen bereit. Die Branche lässt sich das Sponsoring etwas kosten: 100 Luxusautos samt Fahrer, die 24 Stunden am Tag abrufbar sind, verschlingen locker sechsstellige Beträge.