Guttenberg-Affäre Eine kleine Uni und ihre große Krise

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Kein bleibender Schaden

Die Universität Bayreuth tritt dem Vorwurf entgegen, den Fall Guttenberg anlässlich der 40-Jahr-Feier unter den Teppich zu kehren. Sie hat dem Thema immerhin sechs Seiten in ihrer insgesamt 240-seitigen Jubiläumspublikation gewidmet. Interessierte können den Band im Uni-Shop oder im Buchhandel kaufen. Der Beitrag von Universitätskanzler Markus Zanner und RW-Dekan Markus Möstl erlaubt tiefe Einblicke, wie die Uni die Guttenberg-Krise intern erlebte.

Am Morgen, als die ersten Vorwürfe gegen den damaligen Verteidigungsminister bekannt wurden, hielt keiner aus der Universitätsleitung die Nachricht für so wichtig, dass man nicht mehr zum Tagesgeschäft übergehen könnte. Das lag auch an der Hoffnung, die Vorwürfe würden sich nicht bewahrheiten. Doch bald stand der Pressereferent vor der Tür und forderte den Führungskräften eine Pressemitteilung ab, um auf die unzähligen Medienanfragen zu reagieren. Angesichts der fehlenden Erfahrungen der Universität mit Krisenmanagement werten Zanner und Möstl es als Erfolg, dass die Promotionskommission bereits eine Woche nach Bekanntwerden der Vorwürfe reagieren konnte, statt sich Zeit für wochenlange Prüfungen zu nehmen.

Studenten und Personal der Universität erlebten die Tage auf dem Höhepunkt der Krise laut Zanner und Möstl als Belagerung durch die Medien. Dabei hätten die Journalisten regelrecht Jagd auf die große Story gemacht. Obwohl das zynisch klinge, hätten erst das Erdbeben und der Atomunfall im japanischen Fukushima im März 2011 das Interesse der Öffentlichkeit endgültig auf andere Dinge gelenkt.

Vier Jahre später kann man auch von außen betrachtet feststellen, dass die Guttenberg-Affäre keinen bleibenden Schaden für den Ruf der Universität hinterlassen hat. Unternehmen aller Branchen schätzen die Absolventen und Wissenschaftler als Arbeitnehmer, die Bayreuther Erfindung der wirtschaftswissenschaftlichen Zusatzausbildung für Juristen wurde von anderen Unis gern kopiert. Und der Begriff des Ökonomen Bayreuther Prägung hat sich vom Insidergag zum Markenzeichen auf dem Arbeitsmarkt entwickelt.

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