Hamburg Christa Goetsch soll Zweite Bürgermeisterin werden

Als Spitzenkandidatin der GAL, wie die Grünen in Hamburg heißen, startete sie in den Wahlkampf. Nun soll sie die wichtigste Frau neben Bürgermeister Ole von Beust in der Stadtregierung werden.

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Christa Goetsch gilt als Quelle: AP

Auf Wahlkampfplakaten der Hamburger Grünen stand: „Christa Goetsch - alles außer Desperate Housewife.“ Eine verzweifelte Hausfrau ist die 55-Jährige tatsächlich nicht, auch wenn sie für Freunde gern bis zu fünf Gänge kocht. Als Spitzenkandidatin der GAL, wie die Grünen in der Hansestadt heißen, startete sie in den Wahlkampf. Nun soll sie die wichtigste Frau neben Bürgermeister Ole von Beust in der Stadtregierung werden. Goetsch wird als Bildungssenatorin und zweite Bürgermeisterin der ersten schwarz-grünen Landesregierung genannt.

Die gebürtige Rheinländerin lebt seit rund drei Jahrzehnten in Hamburg und hat sich ebenso lange mit Bildung beschäftigt. Mehr als 20 Jahre arbeitete Goetsch als Studienrätin für Biologie, Physik und Chemie. In die Politik zog es sie erst relativ spät: 1995 wurde Goetsch Mitglied bei den Grünen, 1997 zog sie das erste Mal für die Grün-Alternative-Liste (GAL) in die Bürgerschaft. Seitdem ist sie Sprecherin für Schule, Berufs- und Weiterbildung. Seit Oktober 2002 ist Goetsch Vorsitzende der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. Wenn die engagierte 55-Jährige mit den dunklen Locken und Jacken in knalligen Farben über Politik, Bildung und Klimaschutz sprechen kann, dann ist sie in ihrem Element. „Meine Arbeit in der Schule, mit den Eltern und im Stadtteil hat mir gezeigt, wie unbefriedigend die Bildungsbedingungen in Hamburg sind, vor allem für Migrantenkinder“, sagte Goetsch einmal. Und: „Ich wollte endlich mehr bewegen.“

So formulierte sie auch vor den Koalitionsverhandlungen deutlich ihr Ziel: Es sei ganz klar Voraussetzung, „dass inhaltlich etwas in Bewegung kommt“. Es sei eine spannende Herausforderung zu versuchen, ein Korrektiv zu sein im Klimaschutz sowie in der Sozial- und Bildungspolitik. Christa Goetsch kommt bei Bürgern und Partei gleichermaßen gut an. Sie gilt als Pragmatikerin mit Weitblick. Ihre Politik sei „lebensnah und weltoffen“, sagen Parteifreunde.

In ihrer Freizeit ist die Mutter eines erwachsenen Sohnes begeisterte Köchin. Sie liebt Segeln und Opern, und verehrt die Schriftstellerin und Feministin Simone de Beauvoir. Goetsch möchte Hamburg zur „kreativen Stadt“ machen. Wissensbranchen wie Kultur, Wissenschaft und Forschung sollen gefördert werden. Mit dem Programm „Neun macht klug“ wirbt die Bildungsexpertin für eine gemeinsame neunjährige Schulzeit für alle Kinder. Es gilt als ihr Verdienst, dass die Grünen der CDU in den Koalitionsverhandlungen zumindest schon mal eine Verlängerung der Grundschule von vier auf sechs Jahre abgerungen haben. Ihr zweites großes Steckenpferd ist der Klimaschutz: Hamburg soll zur Klimaschutz-Hauptstadt werden. Vehement hat Goetsch deshalb auch gegen die Pläne des Großkohlekraftwerks Moorburg argumentiert. Einen Klimawandel wünscht sich Goetsch zudem in der Abschiebepolitik. Hamburg solle nicht länger die Hauptstadt der Abschiebung von Kindern und kranken Flüchtlingen in Krisengebiete sein.

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