Hans-Toni Junius zur Erbschaftsteuer „An der Lösung selbst kann man Kritik üben“

In letzter Sekunde gab es doch noch die Einigung bei der Erbschaftsteuer. Doch Familienunternehmer wie Hans-Toni Junius, der auch Vorsitzender der BDI/BDA-Mittelstandsvereinigung ist, sehen Probleme in den Details.

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Für den Chef von C.D. Wälzholz sieht noch Schwierigkeiten bei der Erbschaftsteuerreform. Quelle: C.D. Wälzholz

Herr Junius, endlich gibt es eine Lösung, wie fällt Ihr Urteil aus?
Zunächst einmal bin ich als Unternehmer und Vorsitzender der BDI/BDA Mittelstandsvereinigung froh, dass die Bundesregierung handlungsfähig bleibt, und wir nicht vom Bundesverfassungsgericht abhängig sind. An der Lösung selbst kann man Kritik üben.

Was kritisieren Sie konkret?
Die Bewertung mit dem 13,75-fachen des EBITs halte ich für falsch, normal wird ein Unternehmen mit dem fünf- bis neunfachen bewertet, wenn man es denn verkaufen wollte, aber das ist ja gar nicht das Ziel von uns Familienunternehmern. Wir wollen das Unternehmen gesund an die nächste Generation übergeben. Wir könnten unser Unternehmen, das ich in sechster Generation führe, nicht für das 13,75-fache des EBIT verkaufen.

Und wenn doch jemand käme und das böte?
Ein Verkauf ist ausgeschlossen, ein Kaufpreis von 13,75 x EBIT wäre auch nicht zu erzielen. Für uns ist es wichtig, das Unternehmen zu erhalten. Vergessen Sie auch nicht die soziale Verantwortung der Unternehmen, wir haben auch Mitarbeiter, die in fünfter Generation bei uns arbeiten. Die Familienunternehmen übernehmen nicht nur volkswirtschaftliche Funktionen, sondern schaffen auch wichtige regionale Strukturen außerhalb der Ballungszentren.

Herr Borjans klang zuletzt ja auch etwas milder…
Ja, er hat mir gesagt, dass er schließlich auch bei einem Familienunternehmen gelernt hat, bei Henkel.

Die neuen Stundungsregeln sehen sieben statt zehn Jahre vor und auch, dass ab dem zweiten Jahr Zinsen zu zahlen sind, ein Problem für Sie?
Der Zins von sechs Prozent ist heute wirtschaftlich völlig unrealistisch.

Was würden Sie als Unternehmer dann machen?
Die Stundungslösung ist für uns nicht attraktiv, weil sie zu teuer ist. Wir würden unsere Steuerschuld dann lieber sofort bezahlen und zwar aus der Firmenkasse. Der typische Mittelständler hat das Geld in der Firma und nicht auf dem Konto. Das Geld, das für die Erbschaftsteuer zu zahlen ist, schränkt die Investitionsmöglichkeit des Unternehmens ein, dadurch kann die Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert werden. Wir wollen beim Generationswechsel nicht Maschinen, Patente oder Flächen verkaufen, sondern die wirtschaftliche Substanz erhalten.

Und wie stehen Sie zu der Regelung, dass das Privatvermögen noch mehr herangezogen werden soll?
Ich finde, dass das Gesetz die Realität in Familienunternehmen nicht berücksichtigt, weil Anteile oft sukzessive auf die Nachfolgegenerationen übertragen werden, das war bei mir auch so. Hieraus werden neue Bewertungsprobleme entstehen.

Das müssen Sie uns genauer erklären.
Ein Familienunternehmer denkt an den Erhalt des Unternehmens. Ein Generationswechsel, d.h. die Auswahl von geeigneten Personen, ist schwierig und nicht konfliktfrei. Unternehmensanteile sollten nicht fragmentiert werden, sondern so gebündelt werden, dass das Unternehmen in der Zukunft gut geführt werden kann. Das wird durch die neue Freigrenze erschwert.

Also steht der Erhalt des Unternehmens über der Versorgung der Kinder?
Ja so ist es, die Kinder haben in der Regel eine Top-Ausbildung. Und wenn sie geeignet sind, sollen sie für den Fortbestand des Unternehmens sorgen. Sie sollten Ihren Lebensunterhalt aber auch unabhängig vom Unternehmen erwirtschaften können. Getreu dem Motto „Was du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“

Hans Toni-Junius führt das Stahlveredelungsunternehmen Wälzholz in Hagen mit rund 850 Millionen Euro Umsatz in sechster Generation. Darüber hinaus ist er seit 2015 Vorsitzender der BDI/BDA Mittelstandsvereinigung.

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