Hans Vorländer Professor verteidigt Pegida-Studie

Wissenschaftler der TU Dresden legten die erste empirische Studie zu Pegida vor, doch nun gibt es Kritik an der Methodik. Der Studienleiter Hans Vorländer verteidigt die Ergebnisse.

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Vor diesen Problemen stehen die Zuwanderer
Teilnehmer eines Kurses "Deutsch als Fremdsprache" Quelle: dpa
Eine Asylbewerberin wartet in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung in Berlin Quelle: dpa
Eine Frau sitzt in einem Flüchtlingsheim in einem Zimmer Quelle: dpa
Ein Flüchtling sitzt vor einer Gemeinschaftsunterkunft der Asylbewerber Quelle: dpa
Verschiedene Lebensmittel liegen in der Asylunterkunft in Böbrach (Bayern) in Körben Quelle: dpa

Professor Vorländer, 65 Prozent der von Ihnen angesprochenen Demonstranten lehnten die Befragung ab. Wie kommt die hohe Verweigerung zustande?

Vorländer: Diese Quote ist der Situation geschuldet, in der die Ansprache erfolgte. Unsere Interviewer standen an den Zugängen zur Kundgebung. Die Menschen strömten in Massen an ihnen vorbei, häufig in Gruppen. Viele wollten in diesem Kontext nicht stehenbleiben. Außerdem gab es eine grundlegende Skepsis gegenüber Interviews im Allgemeinen.

Inwiefern?

Erst, als den Angesprochenen klar wurde, dass wir keine Journalisten sind, waren viele der Studienteilnehmer bereit, mit uns zu sprechen. Das war wie ein Nadelöhr, durch das unser Team musste. Deshalb hatten wir entsprechende Materialien dabei, um uns als Wissenschaftler „auszuweisen"; so zeigten wir beispielsweise unsere Visitenkarten oder das Klemmbrett mit dem Fragebogen. Als sie dann sahen, dass wir von der TU Dresden sind, sprachen die Demonstranten mit uns.

Das Misstrauen und die Kritik gegenüber der Presse eint einen Großteil der Pegida-Teilnehmer. Wem trauen sie denn überhaupt?

Am meisten scheinen sich die Demonstranten selbst zu trauen. Das zeigt auch der immer wiederkehrende Ausspruch „Wir sind das Volk". Ihre Ansichten artikulieren sie auch in sozialen Netzwerken. Hier scheinen sie ein Forum zu haben, jenseits der Massenmedien und der etablierten Politik. Das hat unsere Studie jedoch nicht untersucht und kann daher nicht belegt werden.

Wenn zwei Drittel der angesprochenen Menschen die Befragung ablehnen - wie aussagekräftig ist Ihre Studie dann noch?

Diese Ablehnungsquoten gibt es auch in telefonischen Befragungen oder anderen Interviewsituationen auf der Straße. Unsere Stichprobe erfolgte nach strengem Zufallsprinzip: Die Pegida-Teilnehmer liefen an uns vorbei und wir sprachen sie in diesem Menschenstrom an. Wir sind weder auf jemanden gezielt zugelaufen noch haben wir bestimmte Gruppen vermieden.

Können Sie etwas über die Menschen sagen, die die Befragung ablehnten?

Es war keine homogene Gruppe. Doch wir wissen nicht, warum sie nicht antworten wollten. Über diese Leute können wir nichts sagen. Dennoch ist der Umkehrschluss nicht zulässig, dass es sich bei ihnen um Extreme oder Leute aus unteren sozialen Schichten handelt.

Werden Sie die Pegida-Bewegung denn weiter erforschen?

Ja. Momentan beschreibt unsere Studie vor allem die Zusammensetzung der Demonstranten. Als nächstes wollen wir Zusammenhänge und Erklärungen finden.

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