„Henssler hinter Gittern“ RTL-Sendung bringt SPD-Justizsenator unter Druck

Die Kritik an der RTL-Kochsendung „Henssler hinter Gittern“ reißt nicht ab. Die Polizeigewerkschaft ist empört, dass ein solches Format in der Bremer Justizvollzugsanstalt produziert wurde und fordert Konsequenzen.

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Bremens SPD-Justizsenator Martin Günthner (2. von rechts) gerät wegen einer Gefängnis-Koch-Show in die Kritik. Quelle: dpa

Berlin Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hat dem Bremer Justizsenator, Martin Günthner (SPD), vorgeworfen, eine RTL-Sendung ermöglicht zu haben, in der einem verurteilten Mörder eine Bühne geboten wird. Am Montag hatte RTL die erste Folge des Vierteilers „Henssler hinter Gittern“ gezeigt, in der der 41-jährige TV-Koch Steffen Henssler mit Strafgefangenen in der Bremer Justizvollzugsanstalt Essen zubereitet. Mit dabei ist einer der Haupttäter eines Verbrechens in einem Restaurant in Sittensen (Niedersachsen) vom Februar 2007, bei der sieben Menschen getötet worden waren.

„Was bei „Henssler hinter Gittern“ zu sehen ist, hat mit Resozialisierung nichts zu tun. Das ist obszöner Klamauk, bei dem die Gefühle von Opfern und ihren Angehörigen mit Füßen getreten werden“, sagte Wendt Handelsblatt Online. „Ohne Billigung des Justizsenators dürfte dies nicht möglich sein. Senator Martin Günthner scheint mit seinem Amt heillos überfordert.“

Wendt nannte noch einen weiteren Fall in Sachsen-Anhalt, bei dem nach einem Malwettbewerb Schwerverbrecher mit Geldprämien und einem Fototermin mit der Justizsenatorin Angela Kolb (SPD) belohnt worden seien. „Es wird höchste Zeit, dass die Justizminister der Länder sich auf ethische Mindeststandards für den Strafvollzug verständigen, sonst erleben wir demnächst „Deutschland sucht den Super-Verbrecher“, „Germanys next Top-Ganove“ oder andere Tiefpunkte von Justizgebaren.“

Die Knast-Kochshow ist inzwischen auch ein Fall für die Niedersächsische Landesmedienanstalt. Medienrechtlich sei die ausgestrahlte erste von vier Folgen zwar nicht zu beanstanden, sagte der stellvertretende Direktor, Dietmar Füger, am Donnerstag der Agentur dpa. Die weiteren Folgen sollen aber jeweils nach der Ausstrahlung geprüft werden.

Das Landeskriminalamt (LKA) Hannover und der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) hatten die Ausstrahlung scharf kritisiert. Der Kölner Privatsender wehrte sich gegen die Kritik. Die Gefangenen und ihre Taten würden nicht glorifiziert, es werde nichts beschönigt.

Der Bremer CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Claas Rohmeyer wolle die Sendung zum Thema im Rechtsausschuss machen, berichtete Radio Bremen. Die nächste Folge von „Henssler hinter Gittern“ ist nächsten Montag zu sehen.

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