Horst Seehofer GroKo verhandelte rund 14 Stunden über Ressortverteilung

CSU-Chef Horst Seehofer schildert in einem TV-Interview Details aus der letzten Marathonsitzung zur Großen Koalition.

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„Wir wussten so ungefähr um 6 Uhr in der Früh: So kann es nicht weitergehen.“ Quelle: dpa

München CDU, CSU und SPD haben nach Darstellung von CSU-Chef Horst Seehofer mehr rund 14 Stunden lang nur über die künftige Ressortverteilung verhandelt. In einem Interview mit dem Bayerischen Fernsehen schilderte Seehofer nun Details aus der letzten Marathon-Verhandlungsnacht – und verriet, wie es dazu kam, dass er in der neuen Bundesregierung das Innenministerium übernehmen soll.

„Die letzte Verhandlungsnacht begann ja durch die Feststellung der SPD: Wir wollen das Auswärtige Amt, das Finanzministerium und das Sozialministerium, sonst gibt es keine Regierung“, sagte der scheidende Ministerpräsident Bayerns. Die CSU habe dagegen gehalten und auch das Finanzministerium gefordert sowie Interesse am Sozialministerium und am Auswärtigen Amt angemeldet.

„Das war der Beginn, dass von 16 Uhr bis 6 Uhr in der Früh nur über diese Frage gesprochen wurde“, so Seehofer. In der Zeit seien viele Verhandler in andere Räume gegangen und hätten sich auf den Boden gelegt, darunter auch Ministerpräsidenten. „Dann verbleiben in dem Zimmer vier, fünf Personen, die aber nicht miteinander reden, weil keiner eine Lösung hat und weil man unterschiedlicher Meinung ist“, sagte der CSU-Vorsitzende. „Ich habe dann gerne eine Mandarine oder eine Orange geschält, weil das wenigstens eine Betätigung war.“

Lange habe man sich nur angeschwiegen. „Wenn jemand etwas anderes erzählt, dann sagt er nicht die Wahrheit. So ging das die ganze Nacht“, berichtete Seehofer. „Es war eine sehr, sehr spannende Situation, wenn ein Koalitionspartner sagt ,sonst gibt es keine Koalition‘.“ Es dauere dann eben viele Stunden, bis auch erwachsene Menschen sich wieder vernünftig verhielten.

„Wir wussten so ungefähr um 6 Uhr in der Früh: So kann es nicht weitergehen. Denn wenn die Koalition scheitert, weil man sich nicht über die Vergabe der Posten verständigen kann, hätte das für alle Parteien einen riesigen Schaden über Jahre ausgelöst.“ Das sei allen Parteien bewusst gewesen, so Seehofer.

„Dann haben wir uns als CSU zurückgezogen und überlegt: Wie kommen wir aus dem Dilemma heraus? Es drehte sich ja immer um die CSU“, sagte Seehofer. Denn die SPD habe nicht nachgegeben und habe dies damit begründet, dass sie sonst nicht über den Mitgliederentscheid komme.

Die Kanzlerin hätte die CSU am Anfang sehr unterstützt, sagte Seehofer. Aber mit fortgeschrittener Zeit wäre sie der Meinung gewesen, so könne man nicht weitermachen, weil ansonsten die Koalition platze und das niemand in der Bevölkerung verstehen würde. „Und das war dann der Überlegungsprozess, dass wir gesagt haben: Wenn die SPD drei Minister verlangt, verlangt die CSU auch drei.“ Seehofer bekam das Innenministerium, ergänzt um die Bereiche Bauen und Heimat.

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