Ifo-Geschäftsklimaindex Überraschend gute Stimmung im Mai

Der Geschäftsklimaindex des Münchener Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo ist im Mai erstaunlich stark angestiegen. Der Index soll die Stimmung unter den Führungskräften der deutschen Unternehmen wiederspiegeln.

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Zuversichtliche Stimmung in deutschen Unternehmen. Quelle: Reuters

Die Stimmung in den Chefetagen ist so gut wie seit über einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Der Geschäftsklimaindex kletterte im Mai unerwartet deutlich um 1,6 auf 114,6 Punkte. "Dies ist der höchste gemessene Wert seit 1991", teilte das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage unter 7000 Managern mit. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem leichten Anstieg auf 113,1 Zähler gerechnet. "Die deutsche Konjunktur zeigt eine hohe Schlagzahl", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Führungskräfte beurteilten sowohl die Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate besser.

"Ein positives Signal war, dass in Frankreich Macron und nicht Le Pen zum Präsidenten gewählt wurde", erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe den Anstieg. "Diese positive Nachricht hat Rückenwind gegeben. Es ist ein Signal dafür, dass die Europäische Union nicht akut unter Druck steht wie noch vor einem Jahr." Das Klima hellte sich im Großhandel, in der Baubranche und in der Industrie auf. "Die Auftragsbücher füllen sich", sagt Fuest zur Entwicklung in der Industrie. "Viele Unternehmen planen die Produktion weiter auszuweiten. Auch die Preise dürften steigen." Nur im Einzelhandel trübte sich die Stimmung etwas ein.

"Allzeithoch - das ist eine tolle Nachricht", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Aber mal ehrlich: Befindet sich auch die deutsche Konjunktur auf einem Allzeithoch? Wohl kaum." Die Bundesregierung erwartet in diesem Jahr ein Wachstum von 1,5 Prozent. 2018 sollen es 1,6 Prozent sein. "Wenngleich es derzeit für das Wachstum gut aussieht, für einen Boom reicht es nun aber doch nicht", sagte auch der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Wir sollten uns darauf einstellen, dass es in den kommenden Monaten in den Rückwärtsgang geht." In den USA - der wichtigsten Triebfeder der Weltkonjunktur - habe sich die Konjunkturstimmung deutlich eingetrübt. "Trotz der guten Lage und Stimmung sollte deshalb nicht gleich in Euphorie ausgebrochen werden", sagte Gitzel. "Bekanntlich heißt es ja: 'Hochmut kommt vor dem Fall'."

Bauboom, konsumfreudige Verbraucher und die von der robusteren Weltkonjunktur profitierenden Exporteure schieben derzeit Europas größte Volkswirtschaft an. Diese wuchs im ersten Quartal mit 0,6 Prozent dreimal so stark wie die weltweite Nummer eins USA. "Das kräftige Wachstum der deutschen Wirtschaft wird sich im Frühjahr 2017 wohl fortsetzen", schreibt die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht.

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