Drei Jahre lang kämpfte Mathias Elshoff, Bäckereibesitzer im Münsterland, gegen Testbohrungen nach Schiefergas. Seine Interessengemeinschaft gegen Gasbohren (IGGG) setzte durch, dass Fracking, das chemische Herauslösen von Gas aus unterirdischen Gesteinsblasen, in Nordrhein-Westfalen unmöglich bleibt. Risiken wie Chancen bleiben unerforscht. Elshoff: „Damit schafft man Fakten.“
Deutschland bleibt Fracking-freie Zone. Zwar erlauben Bundesgesetze weiterhin Bohrungen, eine entsprechende Genehmigung vorausgesetzt. Doch Energiekonzerne wie ExxonMobil, die in der deutschen Tiefebene nach Gas bohren wollten, wollen danach gar nicht mehr fragen. So schwindet die Hoffnung vieler, die Kostenexplosion der Energiewende könne doch noch gebändigt werden.
Industriepolitik: Die Pläne der Grünen
Schwerpunkt Schiene: eine Milliarde Euro pro Jahr mehr. Trennung von Netz und Betrieb bei der Bahn. Straßenbau: Geld fließt nur in Erhalt und ein Autobahn-Kernnetz. Ausbaustopps bei Flughäfen möglich.
Ziel 2030: Strom zu 100 Prozent aus Erneuerbaren. Energieversorgung verstärkt auf lokaler Ebene, Konzerne werden zurückgedrängt. Deutsche Netzgesellschaft koordiniert Stromversorgung. Kohleausstieg bis 2030. Nein zu Fracking und neuem Braunkohletagebau. Industrierabatte werden eingeschränkt.
Grundgesetzänderung für mehr Volksabstimmungen, auch direkte Abstimmung über Großprojekte. Anspruch auf Lärmschutz.
Einführung einer Vermögensabgabe auch auf Betriebsvermögen: Abgabe auf maximal 35 Prozent des Gewinns. Abbau der Subventionen bei Dienstwagen.
Förderung grüner Technologien. Top-Runner-Ansatz: Die besten Effizienzklassen eines Produktes werden zum Standard der Branche.
Vision vom grünen Industriestandort. Wer da nicht reinpasst, hat schlechte Karten, etwa durch höhere Steuern.
Der Umstieg auf erneuerbare Energien, nach der Kernschmelze im japanischen Fukushima 2011 mit Hochmut im Hauruckverfahren durchgesetzt, droht zum GAU für den Produktionsstandort zu verkommen. Der gewaltsame Umbau der Stromversorgung und die daraus entstehenden Kosten benachteiligen Handwerker, Mittelständler und manchen Industriebetrieb gegenüber der ausländischen Konkurrenz, die keine Umlagen für einen Mammutumbau zahlen müssen. Dazu kommt noch:
- Blackouts sind möglich. Die Bundesnetzagentur warnt vor Versorgungsengpässen im Süden nach 2020. Bis dahin gehen Kraftwerke vom Netz, die heutige Schwankungen bei Sonne und Wind ausgleichen. Es gebe „großen Anlass zur Sorge“.
- Der Ausbau stockt. Neue Überlandleitungen und Verteilnetze kommen nur schleppend voran – auch weil die Abwehrfront gegen Leitungen vor Ort quer durch alle Parteien geht. Der Anschluss der Offshore-Windkraft stockt ebenfalls.
- Der Strompreis steigt. Und das umso stärker, je weniger Verbraucher und Mittelständler die Umlagen für Erneuerbare und den Netzausbau schultern sollen, weil die Ausnahmen für die Industrie zunehmen. Laut Experten könnten die Preise 2013 bei voller Abwälzung aller Preistreiber für Privatkunden um 13 Prozent steigen.
- Die Nachteile überwiegen. Die Deutschen haben im Wettbewerb gegenüber den USA das Nachsehen. Dort mindert Fracking die Abhängigkeit von Gas aus dem Ausland – der Preis lag kürzlich bei einem Viertel des Preises von 2008.
Die Diskussion über Für und Wider der Energiewende ist immer noch geprägt von ideologischem Gerassel. Oft werden nur Scheingefechte geführt, um den Gegner bloßzustellen, wie die Debatte um die Gefahren des Frackings zeigt. Denn eigentlich ist Fracking „energiepolitisch nicht notwendig und kann keinen maßgeblichen Beitrag zur Energiewende leisten“, urteilt der Sachverständigenrat für Umweltfragen im Auftrag der Bundesregierung.