Insiderhandel-Prozess Bewährungsstrafe wegen Kursmanipulationen

Im Rahmen einer Prozessreihe wurde der ehemalige Aufsichtsratschef einer Biotech-Firma zu zwei Jahren auf Bewährung und einer Geldstrafe von 9000 Euro verurteilt. 92 Mal soll er mit Insiderwissen Kurse manipuliert haben.

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Der nun Verurteilte soll Aktienkurse gezielt beeinflusst haben. Quelle: Reuters

München Das Münchener Landgericht hat im Prozess um millionenschwere Manipulationen von Aktienkursen und Insiderhandel eine weitere Bewährungsstrafe verhängt. Die Kammer verurteilte am Dienstag einen früheren Aktionärsschützer zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. Zudem muss er eine Geldstrafe von 9000 Euro zahlen und den verbliebenen Gewinn aus den illegalen Aktiengeschäfte von 220.000 Euro abgeben. Dem Urteil war eine Absprache zwischen den Prozessparteien und ein Geständnis vorausgegangen.

Die Vorsitzende Richterin Jutta Zeilinger sagte, der Angeklagte habe sich in 92 Fällen des Insiderhandels schuldig gemacht. Dabei ging es um Geschäfte aus den Jahr 2006, an denen der 43-Jährige beteiligt war. Er habe seinerzeit sein Wissen als Aufsichtsratschef einer mittlerweile zerschellten Biotech-Firma genutzt, um den Aktienkurs zu manipulieren und mit den Wertpapieren des Unternehmens Gewinn zu machen. Der Erlös daraus habe 2,5 Millionen Euro betragen. Bereits am Dienstag war ein Komplize in einem ähnlichen Fall zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Die Richterin führte in der Urteilsbegründung aus, er sei teilweise raffiniert vorgegangen, bescheinigte ihm allerdings wenig kriminelle Energie. „Er ist da irgendwie hineingerutscht“, sagte sie. „Er gehört nicht zu denen, die man als Abzocker bezeichnen könnte.“ Zudem habe er bei anderen Aktiengeschäften erhebliche Verluste hinnehmen müssen.

Bereits zum Auftakt seines Prozesses am Dienstag hatte der Volkswirt, der früher bei der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger (SdK) Hauptversammlungssprecher und Aufsichtsratschef des Münchener Fußballvereins TSV 1860 war, über seinen Anwalt die Vorwürfe eingeräumt.

Insgesamt gibt es in der Prozessreihe vier Angeklagte, primär frühere Aktionärsschützer und Journalisten. Laut Staatsanwaltschaft sollen sie den Kurs zahlreicher Aktiengesellschaften durch gezielt verbreitete Informationen beeinflusst und sich dank Aktien- und Derivategeschäften selbst bereichert haben. Insgesamt geht es um mehrere hundert Fälle und Gewinne in Millionenhöhe. Gegen die zwei mutmaßlichen Haupttäter des Insiderrings soll der Prozess am kommenden Montag beginnen. Hier sind Termine bis Anfang Mai angesetzt, die Beschuldigten sitzen seit über einem Jahr in Untersuchungshaft.

 

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